Zum Abschied

Patienten-Ombudsfrau rechnet mit der KAGes ab

Steiermark
05.06.2019 14:20

Ein jahrelanges Versagen des Krisenmanagements wirft die steirische Patienten und- Pflegeombudsfrau Renate Skledar der Führung der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) vor. Bevor sie sich mit Ende Juli endgültig in die Pension verabschiedet, hat sie am Mittwoch nochmals ihre Sicht auf die Fehlerkultur rund um schiefgelaufene Herzoperationen am LKH-Klinikum Graz dargelegt - und dabei ordentlich „Gas gegeben“.

„Ich habe in den letzten 23 Jahren immer im Namen meines Auftrages einer unabhängigen, weisungsfreien Patientenvertretung in der Steiermark gehandelt. Es hat sich nichts geändert - tatsächlich wird meist erst reagiert, wenn die Dinge an die Öffentlichkeit kommen“, blickte die engagierte Ombudsfrau zurück.

Aufruhr an der Herzchirurgie
Vor allem im Hinblick auf die im Frühjahr bekannt gewordenen Fälle rund um herzchirurgische Eingriffe warf Skledar der KAGes-Führung vor, auf Hinweise und Forderungen nicht ausreichend reagiert zu haben: „Es hätte nicht dieses Ausmaß erreicht, wenn man damit anders umgegangen wäre“, so Skledar.

„Hätte die KAGes-Führung von Anfang an die Beschwerden und Rückmeldungen der eigenen Mitarbeiter der Herzchirurgie, Kardiologie und Herzanästhesie, sowie der externen Kardiologen ernst genommen, hätte sich die KAGes-Führung auch der Tatsache bewusst sein müssen, dass es hier einer engen und friktionsfreien Zusammenarbeit bedarf, da es ansonsten unweigerlich zu Schäden für die Patientinnen und Patienten kommen muss“, resümierte die Ombudsfrau. „Wenn man organisatorische und strukturelle Abläufe, die nicht hinhauen und zu Fehlern führen, erkennt, dann hat man zu handeln und nimmt nicht in Kauf, dass weitere Patienten zu Schaden kommen“, so die Ombudsfrau energisch.

Mitarbeiter verloren das Vertrauen“
„Es wurde auch der Abgang namhafter Ärztinnen und Ärzte nicht ausreichend oder überhaupt nicht hinterfragt“, kritisierte Skledar weiter, indem sie aus einem Schreiben zitierte, das sie am Dienstag an den steirischen Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP), die Aufsichtsratvorsitzenden und Abgeordneten schickte. Das Gegenteil sei der Fall gewesen: „Mitarbeiter verloren das Vertrauen in ihre höchsten Führungskräfte, da sie bei der Rückmeldung von Missständen eingeschüchtert und mit Kündigung bedroht wurden.“ Anstatt offen mit Kritik umzugehen sei „gemauert“ worden.

Experten-Kommission gefordert
Insbesondere kritisierte Skledar, dass in der KAGes die Rechtsabteilung und das Risikomanagement zusammengelegt ist: „Das Risikomanagement gehört nicht in die Rechtsabteilung. Hier können nicht die entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden. Da habe ich Zweifel an einer offenen Fehlerkultur und einem Lernen aus Fehlern“, führte Skledar aus. Sie forderte eine Neuordnung des Schadensmanagements und der Schlichtungsstelle und die Einsetzung einer Experten-Kommission für die Vorgänge an der Herzchirurgie.

Er wolle sich sich mit dem Vorschlag „ernsthaft auseinandersetzen“, sagte Drexler in einer ersten Reaktion, „zuallererst möchte ich aber einmal über das Ergebnis des Peer Review-Verfahrens des Bundesministeriums informiert werden.“

Mehr als 26.000 Fälle
In der Steiermark wurde die Patientenvertretung 1992 eingerichtet. Renate Skledar war seit 1996 als Ombudsfrau für alle Landeskrankenanstalten, Privatkrankenanstalten, Sanatorien und AUVA-Krankenanstalten tätig, seit 2003 kam auch eine Pflegeombudschaft hinzu. Insgesamt wurden mehr als 26.000 Geschäftsfälle und mehrere Tausend Beratungen gezählt. In rund 6000 Fällen wurden Schlichtungsanträge gestellt.

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