Großer Tauschtag

Ein Dirndl verdreht die Köpfe aller Männer

Tanja aus Henndorf hat ihr rotes Traumdirndl gefunden. Ob die Schleife mittig gebunden eine Bedeutung hat?

(Bild: Tschepp Markus)

Der 30. Dirndltauschtag in Schleedorf ließ tief blicken. Da schweifte der Blick der Männer schon mal von den Lederhosen ab...

Eigentlich ist der Hofwirt in Schleedorf für seine hervorragenden Steaks bekannt. Am Samstag spielte das Fleisch aber eine Nebenrolle. Denn im Obergeschoß des Gasthauses wühlten sich Trachtenliebhaber durch 1000 Teile. Festtagstracht, Flachgauer Sonntagstracht, oder Waschdirndl: Es wurde gezupft, gebunden und vor den Spiegeln posiert, was das Zeug hielt. „Einfache Baumwolldirndl werden auch gern auf Mini abgeschnitten“, sagte eine der Helferinnen, die im Vorjahr eine Hirschlederhose um 1000 Euro verkauft hat. Gebraucht versteht sich.

„Die Tradition des Dirndls hat sich verändert“, ergänzt sie. Männer würden die einst gültigen Regeln nicht mehr verstehen. Single (Schleife links), verheiratet (rechts) oder jungfräulich (hinten) – heute alles egal, auf dem Kirtag wird ohnehin geflirtet. Ob bei dem tiefen Ausschnitt die Mama keine Bedenken hat? „Noch bin ich bei Festen an Lauras Seite“, lachte eine Mutter.

(Bild: Tschepp Markus)

Und auch das weibliche Geschlecht achtet nicht mehr darauf, wie viele Silberknöpfe der Bauer auf seinem Janker hat und nach alter Regel demnach reich sein müsste. Im Gegenteil: Galt die Tracht früher als Statussymbol, wird heute mit der Ledernen auf Maibäume gekraxelt. „Dafür reicht dann eine Hose aus billigerem Leder um 40 Euro“, waren sich die Verkäuferinnen einig.

Damit die Wertigkeit nicht gänzlich verloren geht und die in Handarbeit hergestellten Stücke und gewebten Stoffe nicht im Müll landen, hat Heidemarie Czak den Tauschtag als erste im Land ins Leben gerufen. Heute, Sonntag, kann noch bis 16 Uhr gestöbert werden.

(Bild: Tschepp Markus)