In Salzburg

Schneeschäden dürften in die Millionen gehen

Salzburg
08.02.2019 06:29

Bis in Salzburg alle Schäden begutachtet und aufgearbeitet sind, dürften noch Monate vergehen. Dementsprechend schwierig ist es, die von den Schneemassen im Jänner verursachten Kosten zu beziffern. Geknickte Bäume im Wald oder Schäden an Bauwerken im Hochgebirge werden sich erst nach dem Winter zeigen. Alleine die Kosten für die Wiederherstellung der Stromversorgung gehen aber in die Millionen.

„Seriöse Zahlen können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht liefern“, sagte eine Sprecherin der Salzburg AG zur APA. „Die Störungskosten werden aber sicherlich im Bereich eines siebenstelligen Eurobetrags liegen.“ Der Landesenergieversorger ist noch immer mit Reparaturarbeiten beschäftigt. Am Windsfeld, der Wetterscheide zwischen Pongau und Lungau, werden etwa seit zwei Wochen zwei beschädigte Masten einer 110-kV-Leitung in 2100 Meter Seehöhe repariert. Ein 16 Tonnen schwerer Mast war durch Aneisung und extremen Wind geknickt und hatte einen zweiten Mast beschädigt.

Zwar blieb die Leitung intakt, trotzdem muss nun ein Provisorium errichtet werden. Der Transport von Material und Personal erfolgt dabei zur Gänze aus der Luft. Der gebrochene Mast wird abgebaut, die Lücke durch ein 400 Meter langes Leitungsstück überbrückt. Erst nach der Schneeschmelze kann dann ein neuer Mast errichtet werden.

Die Mitarbeiter der Asfinag, die Autobahnmeistereien betreuen in Salzburg rund 144 Straßenkilometer, verzeichneten von Anfang Oktober bis Ende der ersten Februarwoche knapp 15.000 Kfz-Einsatzstunden im Räum- und Streudienst. Das ist ein Plus von 35 Prozent zum Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dabei wurden 306.000 Kilometer abgespult und 9400 Tonnen Salz (plus 23 Prozent) und 2100 Tonnen Sole (plus 20 Prozent) verbraucht.

„Alleine im Jänner wurde bei Flachauwinkl viermal vorsorglich eine Lawinensprengung durchgeführt“, sagte Asfinag-Regionalleiter Hannes Zausnig. Betreffend der Kosten könne man noch keine Zahlen für das Bundesland liefern. Österreichweit schlug sich der Winterdienst im Jänner 2019 aber mit 8,5 Mio. Euro zu Buche. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 3,5 Millionen Euro gewesen.

Die Landesbaudirektion gab für die Räumung der Landesstraßen in Salzburg in den ersten drei Jännerwochen alleine 230.000 Euro an Treibstoffkosten aus. „Das ist mehr als das Doppelte als in einem vergleichbaren Jänner“, sagte ein Sprecher des Landes. Im gleichen Zeitraum wurden 6000 Tonnen Salz eingesetzt, ein Drittel eines normalen ganzen Winters. Ansonsten seien die Kosten noch nicht abschätzbar, die Bezirkshauptmannschaften hätten noch bis Mitte des Monats Zeit, den Mehrbedarf zu melden. Erst nach dem Winter würde sich der Sanierungsbedarf auf den Landesstraßen flächendeckend zeigen - etwa durch neue Schlaglöcher.

Noch nicht beziffern können die Schäden die Bundesbahnen: „Die Zahlen liegen erst Mitte Februar vor“, sagte ÖBB-Sprecher Robert Mosser. Betroffen sei in Salzburg vor allem der Abschnitt zwischen Saalfelden und Fieberbrunn in Tirol gewesen, wo zahlreiche Bäume die Oberleitungen beschädigt haben. Die Streckensperren am Pass Lueg und im Ennspongau aufgrund von der hohen Lawinengefahr hätten vor allem durch den benötigten Schienenersatzverkehr für Aufwand und Kosten gesorgt.

Die Wildbach- und Lawinenverbauung (WLF) rechnete hingegen mit keinen Schäden an ihren Schutzsystemen. „Unsere Routinekontrollen finden zwar erst nach dem Winter statt. Aber bei ersten Befliegungen haben wir keine Beschädigungen erkannt“, sagte der WLF-Salzburg-Leiter Leonhard Krimpelstätter. Nachsatz: „Der Winter ist aber noch nicht vorbei.“ Grundsätzlich orte er bei den Schutzbauten wenig Nachholbedarf. „Allerdings hat uns der Jänner ein neues Feld aufgetan: Mächtige Gleitschneelawinen, die auf Wiesen abrutschen und Wohnhäuser gefährden.“ Hier müsse man überlegen, etwa mit Gleitschneeblöcken oder Aufforstungen Gefahrenzonen zu entschärfen.

Wie hoch der Schaden in der Forstwirtschaft ist, bleibt weiter unklar. „Für eine Schätzung ist es zu früh, jede Zahl wäre nur eine Hausnummer“, sagte Landesforstdirektor Michael Mitter zur APA. Hauptproblem sei der Schneedruck auf den Bäumen gewesen, Lawinen hätten nur vereinzelt für Schäden gesorgt. Positiv sei, dass Schneedruck-Schäden nicht automatisch zu einer Vermehrung des Borkenkäfers führen. Die erste Niederschlagwelle mit viel nassem Schnee habe vor allem die Höhenlagen unter 900 Meter getroffen. Betroffen waren etwa der Flachgau, die Osterhorngruppe, das Lammertal und das nördliche Saalachtal. Die dritte Niederschlagswelle habe dann den Bereich von Saalbach-Hinterglemm bis Radstadt in einer Höhe von 1.100 bis 1.400 Meter getroffen. „Die Schäden sind punktuell sehr groß, aber es sind keine großen zusammenhängenden Flächen betroffen“, sagte Mitter. Ein Gesamtbild dürfte erst mit Abrechnung des Katastrophenfonds des Landes Mitte des Jahres vorliegen.

Das bestätigte auch das Büro des für den Fonds zuständigen Landesrats Josef Schwaiger (ÖVP): „Es sind noch so gut wie keine Schadensmeldungen eingelangt. Betroffene haben aber für ihre Anträge noch Zeit.“ Bekannt seien aber ein halbes Dutzend Fälle, wo Gleitschneelawinen Nebengebäude beschädigt haben. „Die Waldschäden werden erfahrungsgemäß erst im Frühjahr vorliegen.“

Den Tourismus-Rückgang im Jänner bezifferte WKÖ-Tourismus-Obfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher am Donnerstag für Salzburg mit vier bis sechs Prozent. Da der Februar ohnehin gute Auslastungszahlen bringe, könne nur eine gute Faschingswoche oder eine sensationelle Zeit bis Ostern einen Ruck nach vorne bringen. „Das Minus aufzuholen, wo die Saison ab Mitte März in den meisten Regionen ausläuft, wird eine Herausforderung.“ Die Schneelage sei zwar momentan ausgezeichnet. „Wie lange die Leute heuer skifahren, hängt aber vom Wetter ab.“ Neben der Hotellerie dürften auch etliche Liftgesellschaften mit einem Minus im Jänner konfrontiert worden sein: „Viele Tagestouristen blieben durch die Straßensperren aus.“

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