Landesrat im Interview

Drexler: „Wir wollen keine Zwei-Klassen-Medizin“

Steiermark
30.01.2019 20:00

Am 8. und 9. Februar dreht sich auf der Grazer Messe alles um die Gesundheit. Experten-Vorträge, Tests, überdimensionale Organe und vieles mehr warten bei der „KroneFit“ (der Eintritt ist frei). Wir haben aus diesem Anlass den steirischen Gesundheitslandesrat Christopher Drexler zum großen Interview gebeten.

Herr Drexler, wie gesund steht die Steiermark da?
Im Großen und Ganzen geht es der Steiermark gesundheitlich sehr gut. Wir arbeiten aber weiter daran, gesunde Lebensverhältnisse zu schaffen. Ziel ist, dass die Steirer gesünder sein und länger leben sollen als der Rest der Welt. Egal, ob man mit Experten über Stoffwechsel, Demenz oder Krebs spricht, alle plädieren für das selbe Quartett, um Erkrankungen wirksam vorzubeugen: mehr Bewegung, gesunde Ernährung, nicht rauchen und bewusster Umgang mit Alkohol.

Welche Schwerpunkte werden in den kommenden Monaten gesundheitspolitisch im Land gesetzt?
Wir werden intensiv an der weiteren Umsetzung des Gesundheitsplans 2035 arbeiten. Das bedeutet mehr Nähe, noch bessere Qualität und mehr Beteiligung für die Patienten. Mit dem neuen Leitspital in der Region Liezen etwa werden wir genau das erreichen. Davon noch mehr Menschen zu überzeugen, bleibt ein Schwerpunkt.

Welche Probleme müssen angegangen werden?
Wir erleben einen rasanten Wandel, sowohl unserer Lebensumstände als auch beim medizinischen Fortschritt. Deswegen führt kein Weg daran vorbei, Spitals-strukturen zu verändern, um auch weiterhin eine spitzenmedizinische Versorgung gewährleisten und verbessern zu können. Ergänzt wird die Spitalsversorgung durch Gesundheitszentren. 30 Zentren soll es in der Steiermark bis 2025 geben – mit den bestehenden fünf machen wir beste Erfahrungen. Diese Zentren sind auch ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Landärztemangel. Sie stellen eine attraktive Alternative zu Einzelpraxen dar und ermöglichen die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen wie Pflegekräften oder Physiotherapeuten. Das ist eine Win-Win-Situation für Ärzte und Patienten.

Die Menschen haben Angst, dass es bald eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bei der medizinischen Versorgung gibt.
Damit es dazu eben genau nicht kommt, setzen wir eine Vielzahl an Maßnahmen, um die Qualität des öffentlichen Gesundheitswesens, das allen in gleicher Weise und unter den gleichen Voraussetzungen zur Verfügung steht, zu halten und weiter zu heben. Dazu gehören Anpassungen in der Spitalsstruktur genauso wie die Etablierung von Gesundheitszentren, damit die Versorgung am Land flächendeckend gegeben ist.

Thema Pflege: Wie lange können wir uns die in der heutigen Form noch leisten?
Wir stehen hier konkret vor zwei großen Herausforderungen: Genügend Personal für die Pflegeberufe zu finden und eine langfristige Finanzierung einer qualitätsvollen Pflege sicherzustellen. Das Ziel lautet „mobil vor stationär“. Also, dass Pflege und Unterstützung so lange wie möglich zu Hause stattfinden können. Das entlastet nicht nur das System – die stationäre Pflege ist die teuerste Versorgungsform –, sondern ist auch das, was sich die meisten Menschen im Alter wünschen. Außerdem wollen wir diejenigen stärker unterstützen, die ihre Angehörigen selbst pflegen und denen für ihre Leistungen gar nicht genug Anerkennung entgegengebracht werden kann. Die Bundesregierung hat angekündigt, noch heuer ein Gesamtkonzept für die Zukunft der Pflege auszuarbeiten. Daran werde ich mich intensiv beteiligen.

Thema Ärztemangel: Wir haben genügend Ärzte in den Kliniken, nur müssen die Arbeiten machen, die früher Schwestern erledigt haben. Gibt es hier Änderungen?
Eine auf Bundesebene beschlossene Änderung des Krankenanstaltenarbeitszeitgesetzes hat es mit sich gebracht, dass Ärzte in den Spitälern weniger arbeiten dürfen. Das führt zu Engpässen in den Diensträdern. Daher wurden auch Anpassungen vorgenommen, dass bestimmte Tätigkeiten, die früher ausschließlich Ärzten vorbehalten waren, nun von diplomierten Pflegern übernommen werden können.

Gibt es Projekte oder sind welche geplant, die unsere Kinder gesünder machen?
Wir haben in der Steiermark eine Reihe von Projekten und Maßnahmen, die speziell die Gesundheit unserer Kinder unterstützen und fördern. Ein paar Beispiele: Gemeinsam mit Styria Vitalis setzen wir etwa ein Projekt für gesunde Jause oder Kariespräventionsprogramme in den Schulen um. Für heuer ist außerdem erstmals eine Kindergesundheitswoche geplant.

Wie wichtig sind Veranstaltungen wie die „KroneFit“?
In den kommenden Wochen werden wir einen Schwerpunkt auf die Gesundheitskompetenz richten. Das heißt, dass die Steirer noch besser über ihre Gesundheit Bescheid wissen sollen, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Das Motto der „KroneFit“ - „Gesund werden. Gesund bleiben. Gesund leben.“ - vereint all diese Ziele in sich. Ich sehe sie daher als wichtigen Beitrag zu einer gesunden Steiermark und danke der „Krone“ für diese Initiative!

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