Der große Mozart konnte sein Requiem nicht vollenden. Gott, so denkt er, gewährt ihm eine zweite Chance: Eben noch im Sterbebett anno 1791, erwacht er im Jahr 2019 – in einer Studenten-WG, Zustand: post-party. Die Umwelt erscheint dem Zeitreisenden naturgemäß magisch – Wärme ohne Feuer, Musik ohne Instrumente. Mit wahnsinnigem Lacher und inkonsequentem Dialekt gibt sich Michael Großschädl bemüht.
Er scheitert wie das ganze Ensemble an der Inszenierung von Alexander Medem und am Stück, dessen innere Logik sich einfach nicht erschließen will. Alles ist schnell, wirr und zu ungenau verortet. János Mischuretz spielt als Mozarts Weggefährte Piotr einen reizenden Charakter, doch seine krächzende Violine würde man ihm am liebsten aus der Hand schlagen. Musikalisch tolerierbar ist einzig Großschädls Klavierspiel und die Stimme von Silvana Veit. Ihre Rolle als Möchtegern-Hippie-Flamme von Mozart fügt sich durch psychodelische Lichtspiele in der gemeinsamen Liebesnacht aber auch nicht besser ein.
Den interessantesten Ansatz bringt der zweite Akt: Mozart landet in der Psychiatrischen, wo Yvonne Klamant ihn reizend umsorgt und seine Bekannten über Persönlichkeitsstörungen aufklärt. Durch die neonfarbene Schminke verzieht sich die vermeintliche Realität zu einem luziden Traum. Ist dieser Mann wirklich Mozart? Man weiß es nicht.
Hannah Michaeler, Kronen Zeitung
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