AMS als „Zensor“

Perfektes Deutsch „verboten“

(Bild: Stanislav Jenis / picturedesk.com)

Nahezu ausschließlich Akademiker und Wissenschafter zählen zum Kundenkreis eines Unternehmens im Industrieviertel. Als die Firma jetzt eine Teilzeit- Assistenzstelle ausschrieb, erlebten die Verantwortlichen eine Überraschung. Sie hatten „perfekte Deutschkenntnisse“ gefordert - aber das ist nicht erlaubt.

Unterstützung bei der Administration, diverse Abrechnungen und ähnliche Aufgaben sollte die neue Teilzeitkraft bei dem Unternehmen im südlichen Niederösterreich übernehmen. Von den Kandidaten wurden sicherer Umgang mit dem Computer, selbstständiges Arbeiten sowie lösungsorientiertes und strukturiertes Denken erwartet. Alles kein Problem für das Arbeitsmarktservice. Allerdings: Dass Mitarbeiter, die es im Job vor allem mit Akademikern zu tun bekommen, „perfekte Deutschkenntnisse“ vorweisen sollen, geht gar nicht. Das befand das zuständige AMS - und änderte die Passage in der Stellenanzeige (siehe Faksimile in unserer heutigen Printausgabe). Letztendlich wurden „entsprechende Deutschkenntnisse“ zur Aufnahmebedingung gemacht.

Die ursprüngliche Formulierung verstoße gegen das Gleichbehandlungsgesetz, heißt es beim Arbeitsmarktservice. Sie sei laut Paragraf 23 diskriminierend. Für einen Assistenten-Job sind perfekte Deutschkenntnisse offenbar nicht wesentlich.

Übrigens: Von zwölf schriftlichen Rückmeldungen war nur eine so verfasst, dass es auch zu einem Bewerbungsgespräch kam.

Christoph Weisgram, Kronen Zeitung