Kälber als „Abfall“

Büffelmozzarella: Erneut Missstände aufgedeckt

Tierecke
31.10.2018 11:09

Verdreckte Ställe, verletzte Büffel und tote Kälber: Die Bilder, die im August 2018 auf zwölf Büffelfarmen in Kampanien, Süditalien, entstanden sind, enthüllen die unglamouröse Wahrheit hinter dem beliebten Luxusprodukt Büffelmozzarella. Die Recherche von “Vier Pfoten“, Journalisten und dem Team von Wildlight zeigt, dass darunter vor allem männliche Büffelkälber leiden.

Als wertloses Nebenprodukt betrachtet, werden die Jungtiere oft bewusst schwer vernachlässigt. Sterben sie nicht an den Folgen der schlechten Haltungsbedingungen, werden sie durchschnittlich 30 Tage nach ihrer Geburt geschlachtet. “Vier Pfoten“ fordert Supermarktketten, Händler und Produzenten auf, Verantwortung zu übernehmen. „Die Aufnahmen zeigen Kälber, die offenbar schon länger tot auf dem Boden liegen - und das vor den Augen der anderen Büffel. Andere lebende Kälber waren so abgemagert, dass sie kaum noch stehen konnten. Ohne Kontakt zu anderen Tieren und vernünftiger Versorgung werden die Kälber in viel zu kleinen, käfigartigen Gehegen gehalten“, berichtet „Vier Pfoten“-Nutztierexpertin Hanna Zedlacher.

Von der Unterversorgung sind großteils männliche Jungtiere betroffen. Sie sind für die Mozzarellaproduktion unwichtig und gelten somit als lästiges Nebenprodukt. „Rund 30 Tage nach der Geburt sind die Kälber alt genug für den Transport zum Schlachter. Allein 2017 wurden über 52.000 Büffelkälber legal in Italien getötet. Das Fleisch wird meist zu Hundefutter verarbeitet“, so Zedlacher. 47 Millionen Kilo ‘Mozzarella di Bufala Campana DOP‘ – kurz Büffelmozzarella – wurden 2017 in Italien produziert. Um der großen Nachfrage am Luxuskäse gerecht zu werden, setzen viele italienische Bauern auf Effizienz statt auf Tierwohl. Das „Vier Pfoten“-Investigationsmaterial zeigt, dass auch die erwachsenen, weiblichen Büffel unter den miserablen Haltungsbedingungen leiden. Die Intensivtierhaltung bedeutet kaum bis wenig Grünauslauf für die Tiere. Wasserbecken oder Gruben, die der Abkühlung dienen, sind selten vorhanden. Die Ställe und die Tiere sind verdreckt. Viele der Büffel leiden an überwachsenen Hufen, Geschwülsten und unbehandelten Verletzungen.

Büffelfarmen seit 2014 im Fokus
Bereits im Sommer 2014 machte „Vier Pfoten“ auf die schlechte Situation der in Italien gehaltenen Büffel aufmerksam. Die damals aufgestellten Forderungen werden aber auch vier Jahre später noch immer nicht überall erfüllt – auch wenn es gesetzliche Verbesserungen rund um die Rückverfolgbarkeit gibt. Die Tierschützer sehen die Verantwortung bei den Produzenten, aber auch bei den Supermärkten und Händlern. Gespräche mit den Betroffen wurden bereits aufgenommen. Viele Supermärkte haben bereits Maßnahmen getroffen und fordern von ihren Lieferanten höhere Tierschutz-Standards. Wichtig ist dabei allerdings die Sicherstellung der Standards. „Nur Büffelmozzarella von tierfreundlichen Farmen soll angeboten werden. Wir fordern regelmäßige Kontrollen, artgemäße Haltung und medizinische Versorgung. Wir erwarten zudem humane Lösungen für männliche Kälber. Das unnötige Töten der Tiere muss ein Ende haben“, fordert Zedlacher und ergänzt: „Wir empfehlen Konsumenten, sich über die Herkunft des Büffelmozzarellas genau zu informieren und im Zweifelsfall vom Kauf abzusehen.“

Das Geschäft mit der Büffelmilch
74 Prozent der rund 400.000 in Italien lebenden Büffel werden in Kampanien gezüchtet. Insgesamt gibt es landesweit 2212 Büffelfarmen. Die überwiegende Mehrheit davon – 77 Prozent – sind reine Milchproduzenten, 14 Prozent sind reine Fleischproduzenten und nur neun Prozent nutzen die Tiere sowohl für die Milch- als auch Fleischproduktion. Büffelmozzarella aus Kampanien trägt das DOP-Siegel (Denominazione di Origine Protetta, geschützte Herkunftsbezeichnung) und ist der Exportschlager Zentral- und Süditaliens. Hauptabnehmer des Luxuskäses sind Frankreich, Deutschland, Großbritannien, USA, Schweiz und Spanien.

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