Wirbel um ein nicht vorhandenes „Stilles Örtchen“ am Bahnhof von Hall in Tirol: Seitdem die Anlage umgebaut wird, gibt es dort für die Zugfahrer keine Toiletten mehr. Und das wiederum bringt das Wirte-Ehepaar Posch von gegenüber auf die Palme. Viele, die ihre Notdurft verrichten müssen, erledigen dies nun frech in ihrem Lokal.
Seit etwa Mitte Juni ist der Ansturm auf die „Haller Bürgerstuben“ plötzlich größer als sonst. Als Restaurant-Besitzer kann man sich darüber ja eigentlich nicht beklagen. Aber bei der Familie Posch ist das ganz anders. Viele „Gäste“ kommen nämlich nur ins Lokal, um dort ihr „Geschäft“ erledigen zu können. Grund dafür ist, dass es am Bahnhof gleich gegenüber seit dem Umbau kein WC mehr gibt.
„Wir haben den Dreck“
„Einige Leute marschieren einfach ohne zu fragen herein. Teils schon um 7 Uhr in der Früh, wenn die Putzfrau die Tür zum Lüften auftut. Da springen sie über den frisch geputzten Boden, benützen unser Klo, und dann sind sie wieder weg“, schildert Markus Posch, Ehemann von Wirtin Barbara. Auch wenn ein Teil, „zugegebenermaßen der Großteil“, höflich fragt, ist der Ärger bei den Wirtsleuten groß. „Das glaubt ja kein Mensch, dass es an einem Bahnhof wie Hall kein WC gibt. Jetzt haben wir den Dreck und die Arbeit. Und seitdem die Ferien aus sind, ist es noch schlimmer!“
„Auch künftig kein Klo“
Die ÖBB bauen den Haller Bahnhof bis Ende 2019 umfassend um. Die Investitionssumme beträgt rund 11,5 Millionen Euro. Die schlechte Nachricht für die Familie Posch: In eine Toilette wird nicht investiert - eine solche soll es auch nach dem Umbau nicht geben. „Gemäß unseren Kriterien, was etwa die Reisendenfrequenz oder die Größe des Bahnhofes betrifft, ist für Hall kein WC mehr vorgesehen“, erklärt ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair auf Anfrage der „Krone“.
Der Haller Bahnhof sei ein reiner Nahverkehrs- und eben kein Umsteigebahnhof. Es sei davon auszugehen, dass Pendler zeitnah zu den Zügen kommen und keine langen Aufenthalte am Bahnhof haben. Und in den Zuggarnituren gebe es dann ohnehin eine Toilette. Zudem sei die Erhaltung von Bahnhof-WCs teils mit hohen Kosten verbunden, etwa für die Reinigung oder mögliche Vandalen-Akte.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es aber noch für die Familie Posch. Vielleicht findet ja am Haller Bahnhof künftig doch noch ein „Stilles Örtchen“ Einzug. Wenn sich die Stadt zu einer Mitfinanzierung entschließt. Gespräche dazu laufen derzeit.
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