Unwetter-Katastrophe

Pioniere rücken ab – Gasen räumt weiter auf

Steiermark
26.07.2018 18:48

Mit großem Dank wurden am Donnerstagnachmittag die letzten Villacher Pioniere aus Gasen verabschiedet. Für die oststeirische Gemeinde ist das Aufräumen nach der Unwetterkatastrophe vom Juni damit aber noch nicht vorbei. Die L 104 Richtung Birkfeld kann frühestens am 12. August wieder geöffnet werden.

„Griaß’ di Erwin.“ „Servas Manfred.“ Längst sind die obersten Gasener Krisenmanager beim amikalen Du-Wort angelangt. Sechs Wochen lang haben Bürgermeister Erwin Gruber und Vizeleutnant Manfred Buchegger, Einsatzleiter des Bundesheeres, im Katastrophengebiet zusammengearbeitet. Mitte Juni war das Militär mit 64 Mann angetreten. Donnerstagmittag wurden nun die letzten 16 Villacher Pioniere feierlich verabschiedet.

Riesige Mure drohte abzugehen - Pioniere griffen ein
Das dritte Jahr in Folge haben die Unwetter Gasen schlimm erwischt. Am 13. Juni fuhr ein Wirbelsturm in die Fichtenwälder, warf sie um wie Streichhölzer. Einige Hänge an der L 104 Richtung Birkfeld sahen aus wie nach einem Atomtest.

Manfred Buchegger erläutert die Misere: „Auf dem Schiefergestein ist nur eine 20 Zentimeter dünne Humusschicht. Die war vom Regen komplett weich, und die Bäume haben sich mit ihren flachen Wurzeln nicht halten können.“

Zudem wurde das Gelände instabil. Ein Geologe entdeckte 400 Meter über der Straße eine Zone mit 600 Kubikmetern weichen Erdreichs. Eine gewaltige Mure drohte durch den Finkenpetergraben niederzugehen - und Straße samt Einsatzkräften unter sich zu begraben.

Gefährliche Arbeit in extrem steilen Hängen
Dort oben griff Buchegger - der Leibnitzer diente selbst 29 Jahre lang als Pionier und kennt das Metier - mit seinen „Kärntner Buam“ ein. Mit schwerstem Gerät seilten sie sich ab, verbauten 60 Festmeter Holz und 150 Kubikmeter Bruchschotter in so genannten Querwerken, um die Hänge zu sichern.

Das größte Problem sei die Steilheit, so Buchegger. „In diesem Gelände ist die Arbeit enorm gefährlich. Da wäre jeder Fehler verheerend.“ Passiert ist Gott sei dank nichts - auch dank der engen Zusammenarbeit mit den Experten der Wildbach- und Lawinenverbauung. Und die Einheimischen packten ebenfalls an: Wochenlang zogen die Bauern mit ihren Traktoren Bäume aus der Schlucht.

Gasen bleibt Katastrophengebiet
Die bleibt vorerst Katastrophengebiet, erklärt Bürgermeister Gruber. „Seit der Wald weg ist, fallen aus den Hängen große Brocken herunter. Wir müssen 300 bis 500 Meter Stahlnetz entlang der Straße errichten, bevor wir die Sperre aufheben.“

Bis 12. August, hofft Gruber, könnte die L 104 wieder offen sein. Dann kehrt auch für den Gasener Tourismus wieder Normalität ein - wenngleich das Aufräumen noch lange nicht beendet ist. Und auch die Kosten könnten dem Bürgermeister noch ein paar schlaflose Nächte mehr bereiten: 1,5 Millionen betragen die öffentlichen Schäden. Mehr als eine Million trägt der Katastrophenfonds, um den Rest wird gerade mit Land und Bund verhandelt. Gruber: „Ich hoffe, dass wir wenigstens bis Weihnachten fertig sind.“

Matthias Wagner
Matthias Wagner
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