Die betrügerische Praxis, in der Öffentlichkeit seit Jahren bereits bekannt als „Nigeria-Connection“ oder auch als „Kamerun-Fälle“, funktioniert leider noch immer, wie die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ vor kurzem feststellte: Die Tierschützer machten sich auf Internetplattformen auf die Suche nach unseriösen Anbietern von Heimtieren. Deren Trick: Sie bieten Tiere, die gar nicht existieren, im Netz an und fordern von Interessenten Vorabzahlungen.
Eine Mitarbeiterin von der „Vier Pfoten“ sah sich die Tieranzeigen genau an. „Ihr fiel auf, dass auf einer Plattform eine einzige Email-Adresse für rund 70 Anzeigen für alle möglichen Tierarten verwendet wurde – Hunde und Katzen genauso wie Kapuzineraffen und andere exotische Tiere“, berichtet Kampagnenleiterin Martina Pluda, „Zählt man alle Plattformen zusammen, wurden unter dieser Emailadresse täglich hunderte Anzeigen geschaltet. Die Emailadressen werden allerdings regelmäßig durch neue ersetzt.“ Die Mitarbeiterin kontaktierte die Anbieterin auf kleinanzeigen.at und gab sich dabei als Interessentin eines Ragdoll-Kätzchens um 200 Euro aus. „Daraus entstand ein reger Email-Verkehr: Die Anbieterin versprach, in offensichtlich von „Google Translator“ übersetztem Deutsch, dass die Katze gechippt und tierärztlich untersucht sei. Sie würde samt Stammbaum-Dokumentation und Spielzeug per Flugzeug geliefert“, so Pluda.
„Alles hat zum Himmel gestunken“
Danach folgte die erste von insgesamt vier Zahlungsaufforderungen – inklusive Informationsbroschüre, ebenfalls in schlechtem Deutsch, über ein fiktives Transportunternehmen. „Spätestens, wenn eine einzige Quelle so viele verschiedene Tierarten anbietet, sollte man sehr, sehr misstrauisch werden“, so Martina Pluda. „In diesem Fall hat alles, aber wirklich alles zum Himmel gestunken, und trotzdem haben die Betrüger mit genau diesen plumpen Taktiken Erfolg.“
Online-Anzeigenplattformen in der Kritik
“Vier Pfoten“ kritisiert vor allem Online-Portale wie kleinanzeigen.at, bazos.at und tiere.at: Sie bieten Betrügern eine Plattform. Eigentlich dürfen seit der Tierschutzgesetz-Novelle 2017 Tiere nur noch unter bestimmten Voraussetzungen inseriert werden. Unter anderen muss man als Züchter registriert sein. „Einige Plattformen halten sich jedoch nicht an das neue Gesetz. Auf diesen Plattformen werden weiterhin Tiere aus unseriösen Zuchtstätten öffentlich feilgeboten, hauptsächlich aus Osteuropa, wo die Zuchtbedingungen schlimm, die Tiere krank sind und die Papiere häufig gefälscht werden. Sie bieten jedoch, wie unsere Recherche zeigt, auch jenen Betrügern eine Plattform, die Tiere anbieten, die es gar nicht gibt“, sagt Pluda.
„Bitte zuerst im Tierheim schauen!“
Erst vor kurzem war, wie Medien berichteten, ein 25jähriger Innsbrucker Internetbetrügern aufgesessen: Der Mann wollte sich eine sogenannte "Bengalkatze" kaufen. Er leistete über eine Bankverbindung von "Western Union" zwei Zahlungen für das Tier und den Transport nach Österreich. Erst als die dritte Zahlungsaufforderung kam, wurde er misstrauisch und verständigte die Polizei. Kampagnenleiterin Pluda empfiehlt all jenen, die sich ein Tier zulegen möchten: „Kaufen Sie keine Tiere, ohne vorher die Zuchtstätte und die Muttertiere gesehen zu haben. Wer ein Herz für Tiere hat und auf der sicheren Seite sein will, besorgt sich ein Tier aus dem Tierheim. Hier warten viele Hunde und Katzen, aber auch andere Tierarten sehnsüchtig auf ein neues Zuhause.“
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