Festspiele:

Des Schuldknechts neues Weib

Salzburg
07.07.2018 07:29

Die deutsche Schauspielerin Martina Stilp übernahm kurzfristig die Rolle im Jedermann. Ihren „Mann“ Fritz Egger kennt Sie bereits

Frau Stilp, Sie haben relativ kurzfristig die Rolle von des Schuldknechts Weib im „Jedermann“ von Eva Herzig übernommen. Wie kam es dazu?

Schauspielchefin Bettina Hering hat mich Anfang Juni kontaktiert. Zunächst war ich natürlich überrascht, gleichzeitig aber auch sehr erfreut, schließlich handelt es sich um die Salzburger Festspiele. Ich hab um eine kurze Bedenkzeit gebeten, dann aber sofort meinen geplanten Urlaub abgesagt und zugesagt.

Haben Sie die Neu-Inszenierung von Michael Sturminger letztes Jahr gesehen?

Nein, aber ich habe davon gelesen, weil ich mit Michael Sturminger in dem Stück „Du bleibst bei mir“ , eine Uraufführung von Felix Mitterer 2011 am Wiener Volkstheater schon zusammengearbeitet habe.

Das ist aber nicht der Einzige, den Sie aus dem Ensemble kennen. Mit ihrem Partner dem Schuldknecht Fritz Egger, stehen Sie auch in „All about Eve“ in den Kammerspielen in der Josefstadt auf der Bühne.

Das ist ganz lustig, denn vor ein paar Wochen haben wir noch darüber gesprochen, was er im Sommer macht. Als er mir dann erzählte, er sei heuer wieder bei den Festspielen engagiert, hatte ich natürlich noch keine Ahnung, dass wir uns jetzt hier wieder begegnen. Ein schöner Zufall.

Seit Montag laufen die Proben, können Sie uns schon ein bisschen was über die Inszenierung erzählen, wird es Änderungen geben?

All zuviel darf ich natürlich noch nicht verraten, aber es wird am Anfang des Stückes ein paar Änderungen geben. Das kommt mir natürlich zu Gute, da ich aber auch meine Kollegen noch viel ausprobieren können, und ich so meine ganz eigene Figur entwickeln kann.

Die Inszenierung ist sehr zeitgemäß. Wie ist ihre Rolle angelegt?

„Die Schuldknechts sind ein starkes Paar, das zusammenhält. Nachdem der Jedermann meinem Mann seine Schulden nicht erlässt und ihm das Gefängnis droht, versuche ich geschickt zu vermitteln und den Jedermann noch umzustimmen. Als das alles nichts nützt, bringe ich als letztes Mittel sogar unsere Kinder ins Spiel und sage: ,Das würdest du zerstören, diese Familie?’. Des Schuldknechts Weib ist ein starke Frau, die Haltung bewahrt und überzeugt ist, es auch alleine zu schaffen.

Vor der mächtigen Kulisse des Domplatzes haben viele Respekt, wie geht es Ihnen dabei?

“Wir haben bis dato nur im Schüttkasten geprobt, aber ich bin natürlich schon ein paar Mal an der Bühne vorbeigelaufen, und jedes mal denke ich mir - unglaublich! Ich kann mir gut vorstellen, dass wenn man erstmal auf dieser Riesenbühne steht, noch einen zusätzlichen Kick bekommt.

Haben Sie den Jedermann schon einmal in Salzburg gesehen?

Ja, als Schauspielstudentin Mitte der 90er Jahre. Und natürlich habe ich mich schon damals auf diese Bühne gewünscht (lacht).

Sie sind aus der Oberpfalz, haben in München an der Otto-Falckenberg-Schule studiert, sind aber mit Österreich sehr verbunden. Sie hatten Engagements am Grazer Schauspielhaus, dem Wiener Volkstheater und sind seit 2015 fixes Ensemblemitglied am Theater an der Josefstadt. Wie kam es dazu?

Über Umwege. Ich bekam noch während meines letzten Studienjahres ein Engagement am Theater in Augsburg. Dort hat mich der zukünftige Intendant des Schauspielhauses Graz Matthias Fontheim in einer Generalprobe gesehen, und mich nach einem Vorsprechen als sein erstes Ensemblemitglied für das Haus in Graz vom Fleck weg engagiert. Dort durfte ich wirklich tolle Rollen wie z.B. Wedekinds „Lulu“ spielen. Danach als Anna Badora die Intendanz übernahm, und ich bereits sechs Jahre an dem Haus tätig war, wollte ich mich verändern, und auch Paulus Manker mit dem ich 2005 „Alma“ gemacht habe, hat mir geraten nach Wien zu gehen. Das hat sich dann zwar noch einwenig verzögert, aber schließlich wechselte ich 2010 ans Volkstheater.

Seit 2015 sind Sie fix in der Josefstadt, wo Sie u.a. auch in Ferdinand von Schirachs, dem Festspielredner von 2017, Stück „Terror“ als Verteidigerin mitwirken. Eine Inszenierung von Julian Pölsler, der alle Rollen mit Frauen besetzte.

Pölsler hat sich mit Schirach kurz besprochen, und er war von der Idee gleich angetan, und auch vom Publikum wird die Produktion sehr gut aufgenommen. Die Festspielrede von Schirach habe ich damals natürlich mitverfolgt, ein kluger Mensch, der nicht nur Jurist ist, sondern sich auch in der Philosophiegeschichte sehr gut auskennt. In seinem Stück mitzuwirken ist eine tolle Bereicherung.

Sie spielten auch Schillers „Maria Stuart“, 2005 in Graz und 2013 am Volkstheater. Lieben Sie solche starken Charaktere?

Der Charakter von Maria Stuart, über die ich im Vorfeld sehr viel gelesen habe, fasziniert mich. Sie ist ungemein wild, wie sie auch Stefan Zweig in seiner Biografie beschreibt. Er schildert z.B. wie sie vom Pferd steigt, sich auf den Boden setzt, bockt und sagt: ,Hier bleibe ich, hier gehe ich nicht weg!’ Sie war eine unglaublich starke und natürlich wilde Frau, die sich auslebte, aber sich dadurch leider zu falschen Entscheidungen hinreißen ließ.

Ist das ein Typ, der Ihnen entspricht?

Ja! Ich bin auf dem Land sehr bodenständig aufgewachsen und mit einer Lebensfreude bedacht, die aus dem Bauch herauskommt. So eine unbändige Frau, fast schon ein Kind zu spielen, wie z.B. auch die „Lulu“ oder „Nora“, gefällt mir. Diese Leichtigkeit, Unverfälschtheit und Direktheit liegt in meinem Naturell.

Sie sind auch im Film und TV-Bereich tätig, zuletzt wirkten Sie in der Erfolgsreihe „Die Toten von Salzburg“ mit. Somit ist Ihnen die Mozartstadt wohl vertraut?

Für diese Folge drehten wir u.a. auch in der Gerichtsmedizin, wo ich meinen toten Mann identifizieren musste. Als es dann tatsächlich hieß, es wird eine richtige Leiche eingeliefert wurde natürlich sofort abgebrochen, trotzdem lief uns allen ein kalter Schauer über den Rücken.

Salzburg habe ich allerdings schon 2014 sehr gut kennen gelernt, als ich in einem Kurzfilm für einen Studenten mitwirkte. Wir drehten genau zur Festspielzeit, und da habe ich natürlich jede freie Minute genutzt, um mir Produktionen anzuschauen. Eine schöne Stadt, ich freu mich wieder hier zu sein.

Tina Laske
Tina Laske
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