„Krone“-Gipfel

Der Wolf kehrt zurück: „Wir müssen jetzt handeln“

Steiermark
05.07.2018 06:00

Bei jeder Wolfssichtung oder jedem (vermeintlichen) Wolfsriss, wie etwa im heurigen Frühjahr in Leutschach und Wald am Schoberpaß, hat man den Eindruck: Es herrscht kurz Aufregung. Es melden sich alle möglichen Personen zu Wort. Und dann schläft das Thema wieder ein. Bis zum nächsten Mal. Die Wölfe werden uns aber in Zukunft noch viel stärker beschäftigen und vor Herausforderungen stellen. Daher haben wir von der „Steirerkrone“ hochkarätige Experten, die durchwegs kontroversielle Ansichten vertreten, zu einer großen Runde an einen Tisch gebeten.

Tierschutzombudsfrau Barbara Fiala-Köck, Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher, Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau, Artenschutzexperte Arno Aschauer vom WWF und Anton Hafellner, Obmann des Almwirtschaftsvereins: Zwei Stunden lang diskutierten die Teilnehmer beim großen Wolfsgipfel der „Steirerkrone“. Die wichtigsten Fragen und Antworten finden Sie hier zusammengefasst.

Wie groß ist die Wolfsproblematik derzeit?
Sehr klein. Es gibt kaum nachgewiesene Schafsrisse durch Wölfe. Aber die Population nimmt zu. Almbauer Hafellner: „Wir fürchten, dass es bald keine Einzelfälle mehr sein werden.“

Lässt sich die Zuwanderung des Wolfs stoppen?
Nein. Laut Arno Aschauer (WWF) gibt es rund um Österreich Wölfe: Sie sind sehr mobil und werden weiter einwandern. Österreich hat sehr hohe Wildtierbestände, der Wolf findet bei uns also viel Nahrung. Es wird künftig wohl mehr Rudel in unserem Land geben.

Ist der Wolf für den Menschen gefährlich?
Grundsätzlich nicht. Zwar wurden vor Kurzem in Polen zwei Kinder angefallen, aber laut Aschauer sei dieser Wolf in einem Käfig gehalten worden, daher das unnatürliche Verhalten.

Wenn die Wolfspopulation zunimmt, ist dann ein Abschuss die Konsequenz?
Nein, auch wenn sich die Almbauern das wünschen. Der Wolf ist europaweit streng geschützt. Erlegt werden dürfen nur „Problemtiere“. Wenn ein Wolf durch einen Ort läuft oder sich einem Bauernhof nähert, reicht das nicht, wie Aschauer betont. In Österreich sei man auch weit von einem günstigen Erhaltungszustand des Wolfs entfernt.

Also kein Abschuss. Was sind die Alternativen?
„Herdenschutzmaßnahmen sind das Gebot der Stunde“, sagt Tierschutzombudsfrau Fiala-Köck. Gemeint sind damit etwa Elektrozäune auf den Almen und speziell ausgebildete Herdenschutzhunde. Sie hätten aber Auswirkungen auf den Tourismus, Wanderer müssten ihr Verhalten ändern.

Warum sind die Almbauern gegenüber diesen Maßnahmen skeptisch?
„Der organisatorische, technische und finanzielle Aufwand wäre zu groß“, meint Titschenbacher. Zwei Drittel der Almbauern arbeiten im Nebenerwerb, generell geht die Almbewirtschaftung zurück. Titschenbacher: „Wir haben die Sorge, dass die Bauern mit den neuen Verpflichtungen allein gelassen werden.“

Werden die Bauern wirklich allein gelassen?
Alle Teilnehmer unseres Wolfsgipfels sind sich einig, dass die Landwirte nicht im Stich gelassen werden dürfen. „Wenn die Gesellschaft will, dass der Wolf zurückkehrt, muss jenen, die den Schaden haben, geholfen werden“, betont Fiala-Köck. „Es braucht fachliche und finanzielle Unterstützung.“ Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger kündigte vor Kurzem an, dass im obersteirischen Raumberg-Gumpenstein eine österreichweit koordinierende Stelle eingerichtet wird.

Was ist Conclusio unseres Wolfsgipfels?
Klar ist: Man darf nicht abwarten, bis vielleicht etwas passiert, man muss jetzt aktiv werden, mehr und vertiefend diskutieren. Betroffene Bauern müssen sofort unterstützt werden, von der Information über Herdenschutzmaßnahmen bis hin zur Entschädigung bei wolfsrelevanten Ausfällen. Es braucht mehr transparente Informationen aus allen Blickwinkeln, für Landwirte genauso wie für die Bevölkerung. Und vor allem: Die Bauern nicht mit der Thematik allein lassen!

Noch mehr Informationen, Fakten und Mythen zum Thema Wolf lesen Sie in der Donnerstag-Ausgabe der „Steirerkrone“.

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