Hochwasser-Zonen

„Wir saufen ab!“: Steirer bekämpfen Bebauungspläne

Steiermark
08.06.2018 20:27

Seit Wochen liegen die Regenmengen im Osten und Süden weit über dem Schnitt - der Hochwasserschutz stößt an seine Grenzen. Viele Steirer, die in gelben oder roten Zonen leben, haben schlaflose Nächte. Und immer wieder gibt es Fälle, wo die Bebauungspolitik von Land und Gemeinden Probleme verschärft.

Schauplatz Deutschlandsberg, am Fuß der Sulz: 
„Am 29. Mai sind ganze Bäume dahergeschwommen“, erinnert sich Weinbauer Martin Koselj, der die uralte Wirtschaft vor neun Jahren erwarb. „Ich habe gewusst, dass es ein Überschwemmungsgebiet ist und muss damit leben“, ist er realistisch. Was ihn aber ärgert: „Oben auf dem Hügel sind zuletzt drei Hektar verbaut worden. Das macht es herunten noch schlimmer.“

Weinbauer Martin Koselj (links) sieht sein Paradies am Mittersulzweg bedroht - unter anderem durch die Verbauung auf der Sulz, dem Hügel hinter dem uralten Bauernhaus. (Bild: Matthias Wagner)
Weinbauer Martin Koselj (links) sieht sein Paradies am Mittersulzweg bedroht - unter anderem durch die Verbauung auf der Sulz, dem Hügel hinter dem uralten Bauernhaus.
Deutschlandsberg: Olivia Wettl, Gabriele Belmonte und Martin Koselj (von links) vor der Nachbarswiese, die am 29. Mai massiv überschwemmt wurde - und mit mehreren Bauparzellen bestückt ist. (Bild: Matthias Wagner)
Deutschlandsberg: Olivia Wettl, Gabriele Belmonte und Martin Koselj (von links) vor der Nachbarswiese, die am 29. Mai massiv überschwemmt wurde - und mit mehreren Bauparzellen bestückt ist.

Befremdlich für die Anrainer: Die noch tiefer liegende Nachbarwiese, auf der nach Gewittern oft Enten schwimmen, ist seit dem Kauf durch einen Baumeister als Bauland ausgewiesen. „Das kann nicht gut gehen“, schüttelt Koselj den Kopf. Aus dem Stadtamt heißt es, die Auflagen seien ohnehin streng. Teile der Fläche würden jetzt überdies rückgewidmet. Bauverbote seien Landessache.

So sah es nach dem Unwetter am 29. Mai aus: Durch die Verklausung des Weberbaches flossen die Wassermassen von Koseljs Grund auf die noch tiefer liegende Bauwiese. (Bild: Koselj/z.V.g.)
So sah es nach dem Unwetter am 29. Mai aus: Durch die Verklausung des Weberbaches flossen die Wassermassen von Koseljs Grund auf die noch tiefer liegende Bauwiese.

Schauplatz Tillmitsch, links der Laßnitz:
 „Wir saufen ab“, ist Franz Ehgartner verzweifelt. Der pensionierte Landwirt und ein Dutzend Nachbarn an der Dorfstraße könnten demnächst ein großes Wohnprojekt vor die Türe gesetzt bekommen. Das Problem: Die 5000 Quadratmeter große Wiese zwischen Laßnitz und Schotterteichen steht nach starkem Regen regelmäßig unter Wasser. Die Bau-Widmung vor sieben Jahren sei ein Fehler gewesen, so der Vorwurf.

Schon jetzt muss Franz Ehgartner aus Tillmitsch seinen Keller immer wieder auspumpen. (Bild: Juergen Radspieler)
Schon jetzt muss Franz Ehgartner aus Tillmitsch seinen Keller immer wieder auspumpen.

„Wenn das Gelände um 1,5 Meter aufgeschüttet und verdichtet wird, landen 15 Millionen Liter bei uns in den Häusern“, rechnet Ehgartner vor, der sich von der Politik verraten fühlt. VP-Bürgermeister Erich Macher erklärte auf „Krone“-Anfrage lediglich, dass das Verfahren zum Bau noch laufe.

Beweisfoto: Mehr als einen Meter hoch stand das Wasser einmal auf jenem Tillmitscher Acker, der seit sieben Jahren als Baugrund ausgewiesen ist. (Bild: Juergen Radspieler)
Beweisfoto: Mehr als einen Meter hoch stand das Wasser einmal auf jenem Tillmitscher Acker, der seit sieben Jahren als Baugrund ausgewiesen ist.
Porträt von Matthias Wagner
Matthias Wagner
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