Depressionen und andere psychische Erkrankungen sind im Vormarsch. Da kann das Gesundheitssystem offenbar nicht Schritt halten. "Bei Depressionen liegen zwischen Erkrankung und Diagnose durchschnittlich zweieinhalb Jahre, bei Angsterkrankungen sogar sieben Jahre", präsentierten am Montag die Universitäts-Professoren Ullrich Meise und Hartmann Hinterhuber vom Bündnis gegen Depression alarmierende Zahlen.
In Tirol gebe es zu wenig Kassenstellen für Psychiater, so der Schluss der Mediziner. "Um die Versorgung nach WHO-Kriterien zu gewährleisten, müsste die Zahl der Fachärzte verdoppelt werden", rechnet Meise vor.
Hausärzte als "Ersatzpsychiater"
Besonders prekär sei die Lage in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Hinterhuber: "Da hat Tirol gerade einmal zwei niedergelassene Fachärzte mit Kassenvertrag." In vielen Fällen ist es der Hausarzt, der Betroffene behandelt. Denen fehlt es jedoch oft an Wissen und Möglichkeiten für die richtige Therapie. Hinterhuber: "In der Ausbildung der Allgemeinmediziner und im Ärzte-Turnus muss Psychiatrie zum Pflichtfach werden. Außerdem braucht es eine bessere Fortbildung für Hausärzte."
Viele psychische Erkrankungen werden erst gar nicht erkannt. 70 Prozent der Betroffenen müssen ihr ganzes Leben alleine damit fertig werden.
von Claudia Thurner, Tiroler Krone
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.