"Wir könnten mit Dr. Georg Pölzl einen hervorragenden, international tätigen Manager gewinnen, der einen beeindruckenden beruflichen Werdegang vorweist", sagte Aufsichtsratspräsident Peter Michaelis laut Aussendung. Für den interimistischen Vorstandschef Jettmar ergänzt Pölzl "in hervorragender Weise durch seine Erfahrung im hart umkämpften liberalisierten Telekom-Markt den Vorstand der Österreichischen Post".
Georg Pölzl ist seit Anfang 2009 Sprecher der Geschäftsführung von T-Mobile Deutschland. Zuvor war er als Sonderbeauftragter des Vorstands der Deutschen Telekom für die Umsetzung eines Restrukturierungsprogramms verantwortlich. Vor seinem Wechsel nach Deutschland leitete Pölzl neun Jahre lang die T-Mobile Austria in Wien.
Kritik von Belegschaftsvertretern
Die vier Belegschaftsvertreter im Aufsichtsrat hatten gegen die Bestellung Pölzls gestimmt, weil dieser erst im Oktober seinen neuen Job antreten kann. Das Unternehmen benötige schon viel früher eine handlungsfähige Führung. Die Belegschaftsvertreter kritisieren weiterhin die mangelnde Branchenerfahrung Pölzls und die Tatsache, dass der Vorstand durch die Bestellung wieder vergrößert wird. Die acht Kapitalvertreter im Aufsichtsrat stimmten einstimmig für Pölzl ab.
"Alle müssen sparen - nur der Vorstand nicht"
"Es ist nicht so, dass wir Herrn Pölzl die Kompetenz absprechen, aber er hat die spezifischen Kenntnisse nicht. Angesichts seines Antretens am 1. Oktober dauert uns die absehbare Einarbeitungszeit zu lange", sagte Betriebsratssprecher Martin Palensky nach der Abstimmung. Die nächsten Monate seien von großer Bedeutung, bereits im August müsse die erste Mittelfristplanung vorgelegt werden.
Angesichts der Wirtschaftskrise solle in der ganzen Post Personal gespart werden - nur offenbar im Vorstand nicht, sagte Palensky. Durch das Hinzukommen Pölzls würde der Postvorstand wieder aus fünf Personen bestehen - seit dem Ausscheiden von Wais waren es nur mehr vier. Die Belegschaft hätte den interimistischen Postchef, Finanzchef Rudolf Jettmar bevorzugt - über diesen stimmte der Aufsichtsrat allerdings nicht ab.
Ruf als Sanierer eilt Pölzl voraus
Georg Pölzl soll als neuer Post-Generaldirektor seinem Ruf als Sanierer gerecht werden und das Unternehmen auf die endgültige Liberalisierung des Briefmarktes im Jahr 2011 vorbereiten. Ein neues Postmarktgesetz soll für einen fairen Wettbewerb zwischen Post und privaten Dienstleistern sorgen. Umstritten ist aber unter anderem der Zeitpunkt für die endgültige Umstellung der Hausbrieffachanlagen, ab dem auch die privaten Anbieter ihre Post in Wohnhausanlagen einwerfen können.
Derzeit sieht es so aus, dass die Umrüstung der Anlagen erst 2013 abgeschlossen sein muss. Infrastrukturministerin Doris Bures will außerdem, dass die Sozialpartner für die Postdienstleister einen Branchen-Kollektivvertrag aushandeln, damit es bei den privaten Anbietern nicht zum Sozialdumping kommt. Dieser Punkt im Postmarktgesetz, wonach neue Anbieter Anbieter das um rund 30 Prozent höhere Lohnniveau der Post zahlen müssten, ist ebenfalls umstritten.
Personlaüberhang nach wie vor groß
Ein weiteres heißes Eisen ist die geplante Schließung von 293 Postämtern, deren Dienstleistungen künftig von 450 sogenannten "Post-Partnern" angeboten werden sollen. Derzeit hat die Post 1.300 Postfilialen und rund 200 Postpartner. Dazu kommen mehr als 300 Postservicestellen mit eingeschränktem Angebot.
Obwohl der im April ausgeschiedenen Postchef Anton Wais zuletzt noch einen Personalabbau über die natürliche Fluktuation und den bestehenden Sozialplan hinaus ausgeschlossen hatte - demnach sollen rund 1.000 freiwerdende Stellen nicht nachbesetzt werden - wird das Thema Personalüberhang drängend bleiben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.