Die Studienautoren vom Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie unterscheiden drei Stalking-Stufen: unerwünschte Kontakte oder Annäherungen über einen längeren Zeitraum bzw. Missbrauch persönlicher Daten durch eine andere Person, vier bis neun derartige Kontaktnahmen monatlich oder - in Stufe drei - mindestes zehn derartige Kontaktnahmen im Monat. Bisher gab es für Österreich keine exakten Daten: In Graz wurde erstmals die Häufigkeit von Stalking an 2.000 Frauen über 18 Jahren in der Steiermark in einer repräsentativen Stichprobe erhoben.
Betroffene werden oft über viele Jahre gestalkt
Insbesondere jüngere und nicht in Partnerschaft lebende Frauen werden laut Wolfgang Freidl vom Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie häufiger gestalkt, ebenso Städterinnen im Vergleich zu Frauen im ländlichen Raum. Ihr Bildungsniveau hatte hingegen keinen Einfluss. Je nach Definition gaben zwischen sechs und achtzehn Prozent aller Frauen an, schon einmal in ihrem Leben entsprechend belästigt worden zu sein. "Auffallend war, dass die Betroffenen oft über viele Jahre gestalkt wurden", berichtet Freidl. Die längste berichtete Stalkingdauer betrug 54 Jahre.
19 Prozent der Frauen wurden von einer Frau gestalkt
Rund 40 Prozent der betroffenen Frauen gaben an, dass die fortwährenden unerwünschten Annäherungs- oder Kommunikationsversuche negative Auswirkungen auf ihre Lebensführung hätten. 32 bis 40 Prozent fühlten sich auch gesundheitlich beeinträchtigt. Nach der Literatur sind ehemalige Intimpartner die größte und problematischste Gruppe der Stalker. Daneben zeigte die Erhebung noch viele andere Motive. "Ein bemerkenswertes Ergebnis unserer Studie ist, dass immerhin 19 Prozent der Frauen von einer Frau gestalkt wurden", so der Psychologe.
"Stalking darf nicht bagatellisiert werden"
"Alles in allem bestätigen unsere Daten, dass Stalking zu einer schwerwiegenden Beeinträchtigung der gesundheitlichen und sozialen Lebensqualität führen kann und nicht bagatellisiert werden darf. Wer die Probleme gestalkter Personen nicht ernst nimmt, macht sie ein zweites Mal zum Opfer", betont Freidl. Er wünscht sich eine bessere wissenschaftlichen Aufarbeitung des Problems und den Ausbau der psychosozialen Betreuungsangebote für die Betroffenen.
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