Denn in Stein an der Enns spürt man noch nichts vom Druck am Arbeitsmarkt, von dem man in der Zeitung lesen kann. Überwachung, "Ampelsystem" und Testeinkäufe, wie sie bei der Post in Graz gang und gäbe sein sollen, die gibt's im schmucken "Nah und frisch"-Markt nicht. Zum Glück. Da gibt's nur die liebenswerte Nachbarin, die fragt, ob die versprochene Karte vom Enkerl aus Wien schon angekommen ist. Oder die junge Mutter, die das Packerl ans Versandhaus retourniert, weil dem Kleinen der Pullover nicht passt. Oder den Pensionisten, der eigentlich nichts braucht, aber trotzdem auf ein schnelles Tratscherl vorbeischaut. Und fragt, ob es was Neues gibt.
"Kunden kennt man meistens persönlich"
Seit 2005 steht Ferdinand Moser hinter dem Schalter oder der "Budl", wie man im Ennstal sagt, und erledigt alle Wünsche zur vollsten Zufriedenheit seiner Kunden, die er großteils persönlich kennt. "Ich war der erste Postpartner der Steiermark, hab mich damals drübergetraut, als die Gemeinde an mich herangetreten ist und gefragt hat, ob ich auch das Briefgeschäft übernehme."
Bei Finanzdienstleistungen hapert's
Mittlerweile läuft's recht gut, man kommt, um einen Brief aufzugeben, und erledigt in einem Aufwaschen gleich den Einkauf mit. Vom Paketdienst können Herr Moser und seine Familie gut leben, "nur bei den Finanzdienstleistungen der Post hapert's noch". Vor allem jetzt, wo das Wort "Finanzen" mit Krise gleichgesetzt wird. Stolz ist der Ennstaler vor allem darauf, dass er einer der letzten Nahversorger ist.
Geschäft läuft nicht überall gut
Denn rundherum sperren die Polizeiposten zu, verschwinden die Greißler, sind immer mehr kleine Postfilialen von der Schließung bedroht...
"Alles anders als versprochen"
Schauplatzwechsel in den Bezirk Deutschlandsberg, in den 1.700-Einwohner-Ort Pölfing-Brunn am Fuß der Koralpe. Dort hat sich die Post im Autohaus Tschiltsch eingenistet, Franz Kollmann ist ihr "Partner". Nur - es ist halt alles anders, als man es ihm vor drei Jahren versprochen hat. Völlig unrentabel sei das Geschäft, klagt der Steirer der "Krone". Etwa 600 Euro bekommt er in einem guten Monat, dafür müsse er aber auch ständig einen Kollegen in den "gelben Bereich" stellen - siehe auch Story in der Infobox!
Unter dem Strich bleibt nur wenig übrig, weil auch für den Computer, der mit der Post verbunden ist, Miete zu zahlen ist. "Die Post bringt allen was? Mir aber sicher nicht mehr Kunden!", meint Herr Kollmann...
von Gerald Schwaiger, "Steirerkrone"
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