Kühl kalkulierter Mord am Helden
Das alles kommt anfangs in Natascha von Steigers originellem Bühnenbild und Annelies Vanlaeres trashigen Kostümen locker daher. Erfrischend wenig Pathos begleitet den burgundischen Männerclub, der mit Betrug und Ikonen des kollektiven Bilder-Gedächtnis im Gepäck gegen die starken Frauen des Nordens zieht. Berührend gerät die Lovestory von Siegfried und Kriemhild, kühl kalkuliert der Mord am Helden.
Bilder findest du in der Infobox!
Eimerweiße Theaterblut
Nach der Pause kommt leider das Pathos zurück und eimerweise fließt Theaterblut. Da geht Crombholz filmischer Zugang mit ihr durch, da huldigt sie Tarantino zu sehr (so komisch der Bezug auf "Kill Bill" bei der Eroberung Brunhilds auch ist). Und auch die ständige Stimmungsmusik nervt. Doch dazwischen gelingen immer wieder schöne, ruhige und tiefe Momente.
Faszinierend und stark zeichnet sie die Frauen: Martina Stilp verwandelt die Kriemhild vom zarten Wesen in eine verbitterte Rachegöttin, und Sophie Hottinger lässt sich als Brunhild nicht zähmen. Diese Intensität kann einzig Jan Thümer als Siegfried, dessen Heldentum mehr durch Integrität als durch körperliche Stärke definiert ist, und später als souveräner Etzel, toppen. Sebastian Reiß gibt den Gunther als nettes Weichei, Dominik Warta den Hagen als eiskalten Strategen, dessen Treue mehr Fluch als Segen ist. Kriemhilds Brüder sind bei Franz Josef Strohmeier und Claudius Körber gut aufgehoben. Judith Bohle, Gerhard Balluch, Markus Schneider, Thomas Frank, Ionut Chiriak setzen starke Akzente.
von Michaela Reichart, "Steirerkrone"
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.