PC, Handy und Co.

Online-Sucht: Die große Gefahr für Jugendliche

Tirol
18.02.2017 13:45

Internet und Handy - eine Verlockung, der mittlerweile sehr viele Jugendliche erliegen. Doch kann dieser Konsum auch tatsächlich süchtig machen? Eine aktuelle Studie der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uniklinik Innsbruck zeigt, dass bei zehn von 100 Tiroler Jugendlichen der Online-Gebrauch problematisch ist.

"Ja, es gibt so etwas wie eine Online-Sucht bei Jugendlichen und zwar sobald die Kriterien für eine Abhängigkeit erfüllt sind", bringt es Kathrin Sevecke, Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uniklinik Innsbruck, auf den Punkt.

Keine sozialen Interessen, kein Sport, keine guten Leistungen in der Schule

Dabei handelt es sich um dieselben Anzeichen wie bei stoffgebundenen Süchten, also bei Drogen und Alkohol. "Die Jugendlichen vernachlässigen plötzlich über einen langen Zeitraum ihre sozialen Interessen, die ihnen früher große Freude bereitet haben. Auch sportliche Aktivitäten werden nur mehr wenig bis gar nicht ausgeübt und außerdem lassen die Leistungen in der Schule nach", führt Sevecke einige Beispiele vor Augen.

Suchtartiger Gebrauch bei drei Tiroler Jugendlichen

Noch gibt es in Tirol wenige Jugendliche, bei denen eine Online-Sucht diagnostiziert wird. "90 von 100 Jugendliche verwenden das Internet sowie das Handy unauffällig. Bei zehn ist die Verwendung problematisch, wobei wiederum drei von ihnen die Online-Medien suchtartig in Gebrauch haben", stellt Martin Fuchs, Stellvertretender Klinikdirektor, die aktuelle Beobachtungsstudie im Detail vor.

"Wir werden künftig aber noch mehr zu tun haben"

Das sei zwar ein erfreuliches Ergebnis, doch die Situation werde sich ändern. "Im Vergleich zum Fernseher ist das Suchtpotenzial bei Handys und Computer deutlich höher und gefährlicher. In nahezu jedem Haushalt gibt es mittlerweile eine WLan-Verbindung und bereits mit 12 Jahren haben die Jugendlichen meistens schon ihr erstes Handy, über dem sie ständig erreichbar sind", erklärt Sevecke und fügt hinzu: "Das Thema Online-Sucht wird uns in den nächsten fünf Jahren somit noch mehr beschäftigen."

Jeder Jugendliche kann onlinesüchtig werden

Eine Altersbeschränkung gibt es dabei nicht, was bedeutet, dass jeder Jugendliche betroffen sein kann. "Es hängt damit zusammen, wie früh der Gebrauch von solchen Technologien ermöglicht wird", betont Fuchs. Zudem gehe eine Online-Sucht häufig mit dem Risiko einer weiteren psychischen Erkrankung einher. "Etwa Depressionen werden mit einer Online-Sucht kaschiert. Eine professionelle Diagnose muss sein", weiß Sevecke.

"Es sollte ein eigenes Medien-Schulfach geben"

Fakt ist: Diese Technologien bergen einige Gefahren für Jugendliche und daher raten die Experten: "Es sollte zukünftig in den Schulen ein eigenes und zugleich verpflichtendes Schulfach geben, im Zuge dessen den Jugendlichen ein vernünftiger Gebrauch vermittelt wird!"

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Wie können Eltern eine Online-Sucht ihrer Kinder vermeiden und was ist zu tun, wenn erste Anzeichen einer Abhängigkeit präsent sind? Kathrin Sevecke, Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie, sowie ihr Stellvertreter Martin Fuchs geben Ratschläge:

  • Zunächst muss festgelegt werden, ab wann es sinnvoll ist, dass Jugendliche etwa in Besitz eines Handys sind. Die beiden Experten empfehlen, die Kinder nicht vor Beendigung der 4. Volksschulklasse mit einem Gerät auszustatten.
  • Dann sollten gemeinsam Regeln aufgestellt werden, zu welchen Zeiten Computer und Co. benutzt werden dürfen, wie zum Beispiel der Verzicht von diesen Technologien während der Mahlzeiten. An diese Zeiten sollten sich sowohl die Jugendlichen als auch die Eltern unbedingt halten.
  • Parallel dazu sollte auch Platz für beispielsweise soziale Kontakte und Sport bewusst geschaffen werden.
  • Von einem Handyverbot ist dringend abzuraten. Die Jugendlichen sind auf PC und Co. in den Schulen und in der Ausbildung angewiesen. Eine Abstinenz ist somit nicht möglich. Die Jugendlichen können sich lediglich unter laufendem Gebrauch und anhand von Regeln einen vernünftigen Umgang aneignen.
  • Beratungsstellen wie Info-Eck oder kontakt+co klären betroffene Familien auf, bei schwerwiegenderen Problemen können Familienmitglieder jederzeit auch mit den Experten der Mediensprechstunde der Kinder- und Jugendpsychiatrie Kontakt aufnehmen.

Jasmin Steiner, Kronen Zeitung

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