Harter Prüfbericht

Dorfgasteiner Bergbahnen: Vorstand angezeigt

Salzburg
26.08.2010 09:45
Paukenschlag im Gasteinertal: 168 Seiten dick ist der knallharte Prüfbericht über Mängel bei den Dorfgasteiner Bergbahnen. Der Vorstand wurde von den Mitbesitzern aus Großarl sogar angezeigt. Er zahlte stattliche Beträge an die Gesellschaft zurück, nachdem ein Prüfer die Mängel bei den Einkünften aufgezeigt hatte. Am Montag tagt der Aufsichtsrat über die Konsequenzen.

Die "Krone" hat es exklusiv berichtet: Seit Mai blieb der Prüfbericht geheim, der auf 168 Seiten einige schwere Mängel aufgezeigt hatte. Vor allem im Visier des Prüfers Matthias Kopetzky von der Wiener Unternehmensberatung "Business Valuation": der langjährige Vorstand der Bergbahnen.

Er ließ sich ja die Kaskoversicherung für sein Privatauto durch die Bergbahnen zahlen (der Vertrag ist schon gekündigt) und kassierte zuletzt nebenbei 837,19 Euro monatlich, weil er den Betrieb einer kleinen ORF-Materialseilbahn leitete.

Geld für die Überstunden "wird zurückbezahlt"
Damit nicht genug: Er bekam eine Pauschale für seine Überstunden – ließ sich aber in den Jahren 2002 bis 2007 noch weitere Zusatzstunden samt 50 Prozent Zuschlag von den Bergbahnen auszahlen. Prüfer Kopetzky dazu: "Dies widerspricht dem eigentlichen Sinn einer Überstundenpauschale." Der kritisierte Vorstand lenkte ein: Das Geld für die Überstunden "wird zurückbezahlt", sicherte er zu. Nach Aufstellung der Bergbahnen geht es dabei um 9.115,92 Euro.

"Bilanzgeld" als Erfolgsprämie
Für die Jahre 2002, 2005, 2008 und 2009 kassierte der Vorstand auch ein "Bilanzgeld" als Erfolgsprämie. Das rechtfertigte er damit, dass ihm so eine Zahlung "nach einer guten Saison" mündlich versprochen wurde – in Dorfgastein gibt es aber keine schriftliche Regelung dazu, vom Aufsichtsrat gab es für eine solche Extrazahlung ebenfalls keine Genehmigung. Reaktion des Vorstandes: Er versprach, auch die "aus nicht nachvollziehbaren Gründen ausgezahlten Bilanzgelder zurückzuzahlen", schreibt Kopetzky in seinem Bericht.

Bei Bau- und Erschwerniszulagen, die der Vorstand 2002 und 2007 ebenfalls ohne eigene Genehmigung kassiert hatte, gestand ihm der Aufsichtsrat im Nachhinein "Gutgläubigkeit" zu.

"Schaden aus ungerechtfertigt zu hohen Bezügen"
Die Großarler Bergbahnen als Teilhaber in Dorfgastein berechneten für die Jahre von 2002 bis 2009 einen enormen "Schaden aus ungerechtfertigt zu hohen Bezügen" des Vorstandes. Sie bezifferten diesen Schaden mit 72.505,03 Euro, wovon 60.339,03 noch offen wären. Bitterer Zusatz: Vollkasko-Versicherung und Autobahnvignetten für den privaten Pkw des Geschäftsführers wären da noch gar nicht mitgerechnet. Die Anzeige folgte später.

Für reichlich Zündstoff ist also gesorgt, wenn es kommenden Montag im Aufsichtsrat der Dorfgasteiner Bergbahnen um die Konsequenzen aus dem brisanten Prüfbericht geht.

von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung

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