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20.10.2023

MOBILITÄT in Graz und Umgebung

Verkehrstechnisches Farbenspiel

Vor 155 Jahren wurde die erste Ampel in Betrieb genommen. Und seit 90 Jahren dürfen sich auch Fußgänger im täglichen Verkehr über eine eigene Signalanlage freuen.
Auch das gab es in der Geschichte: eine von Polizisten bediente Ampel. Foto: Wikimedia
Auch das gab es in der Geschichte: eine von Polizisten bediente Ampel. Foto: Wikimedia

Zur Ehrenrettung des Autos: Staus und Verkehrschaos sind kein Phänomen der letzten 50 Jahre. Schon vor mehr als 150 Jahren erstickte London als damals größte Stadt der Welt im täglichen Kutschenverkehr. Eine Berufsgruppe hatte unter dem regen Treiben auf Londons Straßen besonders zu leiden: Die Abgeordneten, die in den Houses of Parliament ihren Dienst versahen. Für John Peake Knight und den Chef von Scotland Yard Grund genug, Ordnung in das Chaos zu bringen und mithilfe einer Signalanlage den Verkehr zu regeln und damit sicherer zu machen. Knights Lichtzeichenanlage ahmte einen Polizisten nach: Zeigten die Arme zu den Seiten, so mussten Reiter und Kutschen anhalten, wiesen sie nach unten, hatten die Verkehrsteilnehmer freie Fahrt. So gut die Idee auch war, so problematisch erwies sich die technische Umsetzung. Denn die erste Funktionsperiode der mit Gas betriebenen Anlage endete nach wenigen Wochen mit einer Explosion - und einem toten Polizisten.

Es werde Licht

50 Jahre später begann mit der Erfindung der Elektrizität die Karriere der Ampel erneut. Ampel 2.0 stand zuallererst in Cleveland und regelte ab 1914 den Verkehr mit nur zwei Farben: Rot für „Stop“, Grün für „Go“. Das System funktionierte, war aber verbesserungsfähig: 1919 ging in Detroit erstmals das Dreifarbenmodell in Betrieb - so wie wir es heute kennen. Österreich musste noch einige Jahre auf seine erste Ampel warten. Erst 1926 blinkte es in Wien auf der Opernkreuzung erstmals rot und grün.

Ampeln für Fußgänger

Die immer schneller werdenden Autos machten bald zusätzliche Signalanlage für Fußgänger notwendig. 1933 ging in Kopenhagen die erste Fußgängerampel in Betrieb, Österreich folgte erst 1951.

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Dem Aussehen der Anlagen sind heute kaum noch Grenzen gesetzt: Während in Mainz Mainzelmännchen die Ampeln zieren, haben anderorts auch Gleichberechtigung und Gleichgeschlechtlichkeit ihre Spuren hinterlassen: Seit dem Song Contest und dem Life Ball 2015 zeugen die Ampelpärchen in Wien von der Weltoffenheit der Bundeshauptstadt. Kurios für manchen muten auch die Signalanlagen in der Wüstenstadt Dunhuang in China an. Da es immer wieder zu Unfällen zwischen Autos und Karawanen kam, regeln seit 2021 eigene Ampeln für Kamele den Verkehr.

Andere Länder, andere Ampeln!
Andere Länder, andere Ampeln!

Ein heiteres Erscheinungsbild zeigen von Emden überdies die Fußgängerampeln in Ostfriesland: Seit 2019 gibt eine Silhouette des bekanntesten Emdener Bürgers Otto Waalkes den Fußgängern grünes Licht bei der Überquerung der Straße. Eigentlich hätte Otto eine Ottifanten-Ampel einweihen sollen, doch die Straßenverkehrsordnung sah eine Abbildung von Tieren nicht vor. Der Komiker selbst glaubt an eine verkehrserzieherische Wirkung seiner Ampel: „Dann geht ganz sicher niemand mehr bei Rot über die Straße! Und bei Grün auch nicht“, schrieb er auf Facebook. „Alle würden stehenbleiben und die Ampeln angucken. Dann wär's in der Stadt auch nicht so hektisch.“