Puppen im Traum

Stanisic-Uraufführung, Musikprojekt “Go West”

Steiermark
08.03.2008 18:29
Den amerikanischen Traum zelebriert die Uraufführung von "Go West - Eine Familie wandert aus" im Grazer Schauspielhaus. Autor Sasa Stanisic, Regisseur Tom Kühnel und Puppenmeisterin Suse Wächter haben das musikalische Projekt gemeinsam erarbeitet. Herausgekommen ist ein Abend mit vielen Höhen, manchen Tiefen und auch Längen.

Irgendwo im Hinterkopf ist die Geschichte der singenden österreichischen Auswanderer-Familie fest verankert - und man fühlt sich mit dem Stoff vertraut. Spannend freilich ist es, wie die drei "Youngsters" damit umgehen, wie aktuelle Immigrationsfragen und amerikanische (Alp)Träume eingewoben werden.

Stück kommt schwer in Gang
Sasa Stanisic hat einen Text geschrieben, der gekonnt mit Klischees spielt, Banalität als Stilmittel nützt und manchmal einfach zu weitschweifig gerät. Auf dem Papier ist das sicher pures Lesevergnügen, auf der Bühne will es nicht so richtig in Gang kommen. Mit Ironie zeichnet er ein Amerikaporträt, das auch die Arroganz der Europäer zeigt.

Roadmovie auf der Bühne
Formal orientiert sich Tom Kühnel am Roadmovie. Jo Schramm hat ihm dafür eine prächtige Bühne gebaut, die vom öden Motelzimmer bis zur unendlichen Wüste alles spielt. Die Szenen im Bus, die als
Film auf denselben projiziert werden, sind eine schöne (wenn auch oft strapazierte) Idee. Dass er die vielen langen Monologe inszeniert, zeugt vom Respekt vor dem Autor - ein wenig Straffung hätte aber durchaus gut getan.

Juliette Eröd als Mutter
Als Verstärkung hat man Juliette Eröd vom TiB als Mutter geholt, die ihre Stärken diesmal aber nicht voll ausspielen kann. Auch Dominik Warta als Vater bleibt ein wenig blass. Martina Stilp, Susanne Weber, Julian Greis und Franz Josef Strohmeier bringen da schon mehr Leben ins Spiel. Und Sebastian Reiß gibt gekonnt amerikanische Klischees.

30 Puppen stellen Highlight dar
Ein Highlight sind Suse Wächters Puppen, die in den Träumen und Fantasien sowie als Fernseh- und Radiostars auftreten: Gut 30 - von Hitler und Brecht bis Louis Amstrong - hat sie für die Produktion angefertigt. Wächter begeistert aber nicht nur mit ihren Figuren, sie punktet auch als Darstellerin und Sängerin - unterstützt von Klaus von Heydenaber und seinen Musikern.

Ein interessanter, oft lustiger Abend, der mit ein bisschen Tempo auch richtig zünden könnte.

Michaela Reichart

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