Handtuch geworfen

Romney steigt aus US-Wahlkampf aus

Ausland
08.02.2008 14:16
Der republikanische Politiker Mitt Romney steigt aus dem Rennen um das US-Präsidentenamt aus. Dies gab er in einer vom US-Sender CNN live übertragenen Rede in Washington bekannt. "Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt beiseitetreten sollte", um die Reihen bei den Republikanern im Kampf um das Weiße Haus gegen die Demokraten zu schließen, erklärte der frühere Gouverneur von Massachusetts am Donnerstag. Aus Parteikreisen war dies bereits zuvor durchgesickert. Senator John McCain aus Arizona steht nun praktisch als Spitzenkandidat der Republikaner bei der US-Präsidentschaftswahl am 4. November fest.

Es sei keine einfache Entscheidung für ihn, so der 60-jährige Romney. Ginge es nur um ihn, würde er weitermachen: "Ich hasse es, zu verlieren." Er trete zurück "für unsere Partei und für unser Land". Andernfalls würde er "den Start einer nationalen Kampagne verhindern und es den Senatoren Clinton und Obama leichter machen, die Präsidentschaftswahl zu gewinnen". Seinen bisher schärfsten parteiinternen Konkurrenten McCain wollte Romney am Donnerstag aber nicht ausdrücklich unterstützen.

Romney unterstreicht Differenzen mit McCain
McCain sei im Vergleich zu Clinton und Obama zwar die bessere Wahl, sagte Romney und bezog sich dabei insbesondere auf deren Ablehnung des US-Krieges im Irak und deren Versprechen, bei einem Wahlsieg raschestmöglich die US-Truppen aus dem Irak abzuziehen. Zugleich unterstrich er aber die Differenzen mit McCain. Im Wahlkampf hatte Romney den Senator aus Arizona mehrfach als "Liberalen" und nicht richtigen Konservativen hingestellt. Am "Super-Tuesday" hatte McCain die wichtigsten und meisten Abstimmungen für sich entschieden.

Romney verlor am Super-Wahltag 14 von 21 Staaten, gewann aber Massachusetts, Alaska, Minnesota, Colorado und Utah. Zuvor hatte er schon Nevada, Maine, Michigan und Wyoming für sich entschieden. Nach Angaben der "New York Times" vom Donnerstag lag Romney danach rund 550 Delegiertenstimmen hinter McCain zurück. Dennoch hatte er nach den Wahlen zunächst angekündigt, weiterkämpfen zu wollen. Seinen Wahlkampf finanzierte er zum Großteil selbst, mit einem geschätzten Vermögen von 800 Millionen US-Dollar (549 Millionen Euro) trauten ihm Beobachter durchaus zu, die Kampagne weiter fortzusetzen. Gleichzeitig schrieben sie dem Mormonen aber kaum Chancen zu, gegenüber dem klaren Favoriten Boden gutzumachen. Romney habe eingesehen, dass es rechnerisch praktisch unmöglich für ihn sei, sich noch die Nominierung zu sichern, hieß es am Donnerstag. Er hätte mindestens Dreiviertel aller noch bei anstehenden Vorwahlen zu gewinnenden Delegiertenstimmen auf sich vereinen müssen.

Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Clinton und Obama
Im Lager der Demokraten liefern sich derzeit noch die frühere First Lady Hillary Clinton und der Senator aus Illinois, Barack Obama, ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Präsidentschaftskandidatur. Sie müssen sich nun auf einen Wahlkampf gegen den republikanischen Favoriten McCain einstellen. CNN-Beobachterin Candy Crowley meinte, Clinton und Obama hätten Romney als verletzlichen Kandidaten gesehen, gegen den sie eher antreten wollen würden. "Sie betrachteten Mitt Romney als jemand, der im politischen Sinne machbar wäre." Der moderatere McCain gilt als weitaus härterer Konkurrent für den demokratischen Kandidaten. Weiter im Rennen bei den Republikanern ist auch Ex-Gouverneur Mike Huckabee. Ihm werden höchstens Außenseiterchancen eingeräumt. Die eigentliche Präsidentenwahl findet im November statt.

Romney rettete Winterspiele 2002
Der Harvard-Absolvent Romney war 1984 einer der Gründer der Investmentgesellschaft Bain Capital und machte damit ein Vermögen. Als ein Korruptionsskandal die Vorbereitung der Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City erschütterte, übernahm er den Vorsitz des Organisationskomitees und rettete die Spiele vor dem Scheitern. 2002 wurde er zum Gouverneur von Massachusetts gewählt. Er gab das Amt 2007 ab. In gesellschaftlichen Fragen wie Rechten von Homosexuellen und Abtreibung hat er seine Position gewechselt und lehnt beides mittlerweile strikt ab. Romney ist verheiratet und hat fünf Kinder. Sein Vater George Romney hatte drei Amtszeiten als Gouverneur von Michigan absolviert.

Nun gab Romney die "Aussetzung" seines Wahlkampfs bekannt, was ein Ausscheiden aus dem Wettbewerb bedeutet. Damit bleiben ihm die bereits gewonnenen Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag im Sommer, die er freigeben kann, wenn er dies möchte.

McCain für härtere Gangart gegen Russland
Für eine härtere Gangart gegenüber Russland hat sich John McCain ausgesprochen. Russland solle aus dem Club der führenden Industriestaaten (G-8) ausgeschlossen werden, sagte er in einem Beitrag für die Freitag-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung (SZ). "Falls ich zum Präsidenten der USA gewählt werde, wird eine meiner obersten Prioritäten sein, die transatlantische Partnerschaft und die moralische Solidarität zu beleben", umwarb McCain zugleich Europa.

"Wir brauchen eine gemeinsame Linie des Westens gegen ein revanchistisches Russland, dessen Führer offenbar eher einen alten Konfliktkurs einschlagen wollen als sich dem demokratischen Frieden des Westens anzuschließen", so McCain. Die G-8 sollten "wieder ein Club führender Marktdemokratien" werden und "Indien und Brasilien aufnehmen, aber Russland ausschließen".

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