"Mann sieht rot"

Arzt drückte ab: 19-Jähriger querschnittgelähmt

Österreich
30.01.2008 10:56
"Ein Mann sieht rot - unter diesem Motto ist die Tat des Angeklagten zu sehen. Und an diesem Tag war er zu allem fähig!" So stimmt der Staatsanwalt die Geschwornen auf den Prozess ein. Gegen einen Arzt, der sich von einer Jugendgruppe bedroht fühlte und, laut Anklage, absichtlich schoss. Sein Opfer ist querschnittgelähmt...

Dr. Gabor Söregi (44) war im Sommer vergangenen Jahres nicht frei von Sorgen. Er verdiente als Laborarzt nur 800 Euro, hatte große Schulden und zu Hause im niederösterreichischen Ebergassing vergällten ihm angeblich Jugendbanden den Tag: Gewalttätige Cliquen bedrohten die Einwohner, sagt er, sein Haus wurde immer wieder beschädigt.

Am 30. August kam er nachmittags von der Arbeit nach Hause. Er öffnete eine Flasche Wein und sah, wie sich Kinder an einem Gitter zu schaffen machten. Mit den Worten "Schleicht's euch" versuchte er, diese zu vertreiben. Sie kamen aber wieder und brachten Verstärkung mit. Der Streit eskalierte.

Arzt: "Ich hatte Angst!"
Zuletzt standen fünf Jugendliche vor der Haustüre und trommelten dagegen. "Ich hatte Angst, ich war in Panik, das Glas der Türe hat sich gewölbt und drohte zu zerspringen", erzählt er jetzt in Korneuburg vor Gericht.

Er geht in den Keller und holt eine Waffe. Eine Pistole, die er sich vor Jahren am Wiener Mexikoplatz besorgt hat. Er lädt diese und macht, so sagt er, einen entscheidenden Fehler: Er glaubt, die Waffe zu sichern, doch in Wirklichkeit ist sie scharf.

Anklage wegen Mordversuchs
Und er macht noch etwas: Er spannt den Hahn. "Damit die Jugendlichen sehen, ich meine es ernst", begründet er das. Dann geht er zur Haustüre und öffnet. Kurz danach fällt ein Schuss. Wie es dazu kommt, ist umstritten. Der Staatsanwalt, der Anklage wegen Mordversuchs erhob, sagt: Dr. Söregi hat abgedrückt. Der bestreitet das: "Ich wollte nicht schießen, der Schuss hat sich gelöst."

Getroffen wurde der 19-jährige Mechanikerlehrling Dino B.: Er erlitt schwere Bauchverletzungen und ist seither querschnittgelähmt. Sein Anwalt Gregor Rathkolb fordert 150.000 Euro. Als "Entschädigung", wie man das so nennt... Das Urteil steht aus.

Von Peter Grotter, Kronen Zeitung

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