Lästige Lüstlinge

Guppys stören andere Fische beim Sex

Wissenschaft
24.01.2008 13:27
Fische haben es nicht leicht. Vor allem dann, wenn sie sich ihren Lebensraum mit Guppys teilen müssen. Die kleinen Fische sind nämlich sexuell extrem aktiv und wollen überall mitmischen - sogar bei der Fortpflanzung anderer. In vielen Fällen kommen die Männchen bei ihren Weibchen gar nicht mehr zum Zug, weil die lästigen Lüstlinge beim Liebesakt ständig dazwischen funken. Genau diese Tatsache hat mexikanische Fische inzwischen an den Rand der Existenz gebracht.

Seit den 1950er Jahren sind die Guppys, die eigentlich von der Karibikinsel Trinidad stammen, in den Gewässern von Mexiko heimisch geworden. Experten machen vor allem Tierfreunde, welche die Guppys in der freien Wildbahn aussetzten, für das rasante Ausbreiten der Zierfische verantwortlich.

Forscher um Alejandra Valero von der Universidad Nacional Autonoma de Mexico haben entdeckt, dass die männlichen Guppys wie Sexmaschinen agieren und andere Fische so bedrängen, dass sie sich nicht mehr fortpflanzen können. Betroffen sind etwa die in Mexiko heimischen Skiffia-bilineata-Fische, deren Weibchen den Guppy-Weibchen sehr ähnlich sehen.

Guppy-Männchen machen's mit allen
In zahlreichen Versuchen konnte die Forscherin eine Antwort darauf finden, warum in den letzten Jahren die Population der Skiffa-Fische so rapide abgenommen hat. Im Rahmen ihrer Experimente platzierte Valero Guppy-Männchen und -Weibchen sowie Skiffia-Weibchen in einem Becken. Egal wie viele weibliche Guppys es im Becken gab, die Männchen stellten Paarungsversuche mit allen vorhandenen Weibchen an. Bei den Skiffia-Weibchen war zwar der Erfolg nicht gegeben, aber die Forscherinnen schlossen daraus, dass die sexuelle "Belästigung" das Paarungsverhalten der Fische stört.

"Guppy-Männchen verfügen über ein Genitalorgan namens Gonopodium, eine umgeformte Afterflosse. Diese funktioniert wie ein Röhrchen, in dem das Samenpaket ins Innere des Weibchens transportiert wird", so Guppy-Züchter Thorsten Braun. Vor der Paarung führen die Tiere eine Art Tanz auf. Das Paarungsverhalten bei den Skiffias, deren Männchen kein Gonopodium besitzen, verläuft hingegen völlig anders. Um eine erfolgreiche Paarung zu gewährleisten, müssen sich Männchen und Weibchen an den Geschlechtsöffnungen berühren, um das Samenpaket zu empfangen. Den aktuellen Untersuchungen zufolge haben die Guppy-Männchen versucht, das Gonopodium in die Skiffia-Weibchen einzuführen.

Problem schon von den Nerzen bekannt
Sexuelle Bedrohung von invasiven Tieren ist in der Wissenschaft keine Neuheit und wurde insbesondere bei Nerzen bekannt. Amerikanische Nerze, die aus Zuchtanlagen entflohen, haben die natürliche Population der europäischen Artverwandten an den Rand des Aussterbens. (pte)

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