Lindsey Vonn setzte in St. Anton ganz neue Comeback-Maßstäbe: Nach Platz sechs in der Abfahrt und Rang vier im Super-G schielt sie in Cortina aufs Weltcup-Podium – dorthin möchte sie als Erste mit künstlichem Knie. Die große Party in Mario Matts Après-Ski-Klub „Krazy Kanguruh“ verweigerte Vonn: „Das Lokal ist für junge Mädels. Ich bleibe mit dem Hund im Hotel.“
Eine 1,78 Meter große blonde Dame stapfte durch den abgesperrten Zielraum von St. Anton, zückte eine Polaroid-Kamera und begann, die gut halb so alte Super-G-Siegerin, die Amerikanerin Lauren Macuga (22), abzulichten. Begeistert wedelte sie mit dem Abzug, den die Kamera ausspuckte. Man ließ sie gewähren. Schließlich war die 40-Jährige allen wohlbekannt. Mehr noch: Sie war der eigentliche Star inmitten von wesentlich jüngeren Athletinnen, sie hat am Arlberg die Ski-Welt regelrecht auf den Kopf gestellt.
„Fotografin???“ Lindsey Vonn lachte laut auf. „Ich habe das schon am Ende meiner ersten Karriere gemacht. Echte Fotos. Handyfotos vergisst man“, erklärte die Amerikanerin. Bis zur Ski-WM 2019 in Åre, der Bronze-Medaille in der Abfahrt und dem vermeintlichen Ende ihrer Laufbahn landeten die Polaroid-Fotos aus dem Ski-Zirkus in einem Buch. „Jetzt“, sagte Vonn in St. Anton kokett, „jetzt muss ich eben ein neues Buch machen, logisch.“
Es wird ein weiterer Bildband des Erfolges. Das weiß man seit dem vergangenen Wochenende am Arlberg. Denn nach Platz 14 beim Super-G von St. Moritz bei der Weltcup-Rückkehr vor Weihnachten hat Vonn nun in St. Anton ganz, ganz neue Comeback-Dimensionen gesetzt. Sechste bei der Abfahrt, Vierte im Super-G – ja, diese 40-Jährige mit einem künstlichen Knie hat sich dem Weltcup-Podium fast noch schneller angenähert, als der Weltcup auf Skipisten unterwegs ist.
Was auch die Amerikanerin selbst erstaunte: „Ich bin überrascht und sehr, sehr happy. Denn jetzt habe ich eine perfekte Position für das kommende Wochenende.“
Da stehen nämlich die beiden Rennen in Cortina d’Ampezzo (Samstag Abfahrt, Sonntag Super-G) auf dem Programm.
Traum von Olympia
Und dort hat Vonn früher elf ihrer 82 Weltcupsiege gefeiert, dort will sie nun als erste Fahrerin mit Knieprothese auf ein Weltcup-Podest fahren, dort möchte sie wohl auch bei den Spielen 2026 ihren ultimativen Traum von Olympia-Gold in der zweiten Karriere wahr machen. „Cortina“, gab Lindsey selig lächelnd offen zu, „das ist mein Lieblingsplatz.“
Dass mit der 22-jährigen Lauren Macuga eine aus dem Jung-Mädl-US-Team siegte, machte „Mama“ Lindsey zusätzlich stolz: „Wahnsinn! Lauren ist mir gleich bei meiner Rückkehr ins Team im November aufgefallen. Keine Angst, viel Kraft, große Zukunft.“ Nur die Party der Girls in Mario Matts Après-Ski-Klub „Krazy Kanguruh“ verweigerte Vonn: „Das Lokal ist für junge Mädels. Ich bleibe mit dem Hund im Hotel.“ Dame eben.
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