Düstere Prognose

Virenjäger warnt vor Chaos im Internet

Web
12.12.2007 10:16
Der russische IT-Sicherheitsspezialist Kaspersky Lab erwartet durch die rasant steigende Computer-Verbreitung in den schon jetzt am häufigsten für Attacken verantwortlichen Ländern China, Russland und Lateinamerika eine deutliche Verschärfung der Sicherheitsrisiken im Web. "Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, könnte es in den kommenden Jahren zu einem ziemlichen Chaos im Internet führen", erklärte Vorstandschef Eugene Kaspersky in Moskau.

Die aktuelle Bedrohungslage sei mit den relativ sicheren Straßen in europäischen Hauptstädten vergleichbar, künftig eher mit der Situation in Sao Paulo. "Vielleicht wird man sich dann nur noch auf bekannten Seiten oder in geschützten Bereichen des Internets bewegen und unbekannte meiden", so Kaspersky. Gerade Länder, in denen Computer und Onlinezugänge bisher noch wenig Verbreitung gefunden hätten, seien im Bereich Cyberkriminalität sehr aktiv.

Europa müsse darauf reagieren, denn "die EU ist eine Vereinigung von Opfern. Die Täter sitzen woanders". Cyberkriminalität habe sich zu einer Industrie entwickelt, die nicht nur professionelle Produkte und Services anbietet, sondern auch neue Interessenten anspricht. "Das C-to-C-Geschäft - damit meine ich Criminal-to-Criminal - ist inzwischen größer als die komplette Antivirus-Industrie. Klar, die zahlen ja auch keine Steuern", gab sich der 42-jährige Manager überzeugt.

Vor kurzem habe jemand mit Phishing - also gefälschten E-Mails, die auf präparierte Seiten führen - eine Bank in wenigen Tagen um mehr als eine Million Euro erleichtert. "Aber die Finanzinstitute verschweigen das aus Angst vor einem Imageschaden. Die geben das Geld einfach den Kunden zurück und verbuchen die anfallenden Kosten", so Kaspersky.

Trendumkehr bei Cyber-Kriminellen
Viele Kriminelle hätten es aber gar nicht mehr auf den Endkunden abgesehen, sondern würden nur mehr mit entsprechenden Werkzeugen handeln. "Botnets - also Netzwerke aus mehreren hundert oder auch tausend infizierten ferngesteuerten PCs - werden nach Nutzungsdauer und Anzahl der infizierten Computer vermarktet, inklusive technischem Support und Allgemeinen Geschäftsbedingungen", sagte der Virenjäger.

Botnets haben laut Kaspersky heuer bereits diplomatische Verwicklungen ausgelöst: Nach massiven Attacken auf Behörden-Webseiten in Estland wurde gemutmaßt, dass die russische Regierung dahinter steckt. Tatsächlich hätten russische Spammer ein Botnet gegen Estland eingesetzt. "Das war also ein Kampf Cyberkriminelle gegen Regierung."

Streitpunkt Online-Fahndung
Dem derzeit in Österreich und Deutschland heftig diskutierten Einsatz einer behördlichen Online-Fahndung, also dem sogenannten "Bundestrojaner", könnten die Softwareanbieter wenig entgegensetzen. "Dazu müsste uns ein Sample zur Verfügung gestellt werden, was die Geheimdienste klarerweise nicht machen. Wenn außerdem lediglich ein paar Rechner mit dem Trojaner infiziert sind, werden wir ihn wahrscheinlich nicht entdecken. Und falls doch, wissen wir ja gar nicht, dass es sich um den Bundestrojaner handelt", so der Sicherheits-Spezialist.

Auf die Frage, ob es die Cyberkriminellen den Behörden so einfach machen würden, meinte er: "Die Dummen werden eingesperrt. Es gibt aber auch viele Clevere." Laut Angaben des Unternehmens ist der Bundestrojaner "fast fertig" und soll in Kürze auch für Mobiltelefone und PDAs bereit stehen.

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