Launiges Lazarett

Wir sind (wirklich) Helden in Wien

Musik
25.10.2007 16:53
"Willkommen im 'Wir sind Helden'-Lazarett": Nach der krankheitsbedingten Absage am Dienstag in Graz hat die Band um Judith Holofernes am Mittwochabend noch sichtlich bedient einen dennoch stimmungsvollen Auftritt absolviert, zwischen Kehlkopfentzündung (beim Bassisten), humorigem Streit um den heißen Tee und guter Laune. Die geschwächten Helden nahmen sich das Motto eines ihrer Lieder zu Herzen: "Wir müssen nur wollen", dann kann man auch verkühlt für hitzige Stimmung sorgen.
(Bild: kmm)

Am Wochenende in Zürich hatte Judith noch ein ungewöhnliches neues Bandmitglied begrüßt: einen kleinen grünen Mann, der in ihrem Hals wohnte. Der war in Wien nicht mehr von der Partie, dafür wurde der Gig tags zuvor in Graz krankheitsbedingt abgesagt. Judith hielt einen Tag lang die Klappe, „was Vor- und Nachteile hatte“, wie Bassist Mark Tavassol anmerkte. Nicht der einzige launige Spruch an diesem Abend, was das ganze zu einem sehr sympathischen Act machte. Judith war jedenfalls so weit bei Stimme, dass sie immerhin "85 Prozent Bonnie Tyler" erreichte, was ungefähr Rod Stewart oder Elton John ausmacht, wie die Diskussion auf der Bühne ergab.

Tapfer rockten die Helden im Wiener Gasometer, unterstützt von Kräutertee und Drogen wie Paracetamol, von der Bühne strömte – neben jeder Menge Viren – vor allem gute Laune und lockerer Spaß. Das Publikum stand hinter seinen Lieblingen, die eine Stimmung verbreiteten, als seien eh alle gute Freunde, Band und Publikum. Judith im wahrscheinlich hässlichsten Kleid, das je eine Sängerin auf einer Bühne getragen hat, wurde von den Fans auf Händen getragen, dabei verlor sie ihren Gürtel, wie sie erst später bemerkte. Prompt bekam sie ihn zurück, wahrscheinlich gefiel er niemandem.

Hüpfen und setzen
Judiths Zwischenansagen klangen zwar wie aus dem Mediziner-Schulungsfilm für Halskrankheiten, beim Singen jedoch erklang großteils jene mädchenhaft-gutgelaunte Stimme, die die "Helden" bestimmt. Und so spielten sich die Deutschen durch ihre von den Fans geliebten Hits von "Müssen nur wollen" über "Von hier an blind" bis zum "Denkmal", auch Aurélie war mit von der Partie. So brachten sie das Publikum im (bis auf den gesperrten Sitzplatzbereich) sehr vollen Gasometer immer wieder zum Hüpfen.

Oder auch zum Niedersetzen, Aufspringen und auf Befehl Applaudieren - bei einem sehr langen Publikums-Animationsteil, der zwar unter dem Motto "Konkurrenz" stand, jedoch eher an die von den "Helden" besungenen "dressierten Affen" erinnerte. Dennoch: Alles, was die Helden machen (lassen), kommt irgendwie sehr sympathisch rüber.

Fendrich überall
Zum Running Gag wurde Rainhard Fendrich, denn er war nicht ganz unbeteiligt an einem zeitgenössischen Minidrama der amüsanten Art, von dem erzählt wurde: Der Tontechniker hatte seinerzeit auf seinen Schulabschluss verzichtet, weil er mit Rainhard Fendrich auf Tournee ging. "Das hat ihn sein Abitur gekostet - seid euch dessen bewusst!", rief es hinter dem Bass hervor. Und so ließen die Deutschen das Publikum Rainhard-Fendrich-Songs über ihre eigene Musik singen, bis die halbe Halle „I am from Austria“ anstimmte – gegen den Helden-Beat!

Die "Helden" konterten mit einem Verbrüderungs-Bekenntnis, vor allem im "liebsten Wien" ihren Song "Gekommen um zu bleiben" mit vollem Gefühl singen zu können. Wien sei eine von drei Städten, wo das richtig passt, sagte Judith, ohne rot zu werden.

Für einen Lazarettauftritt war die Leistung der Combo samt sehens- und hörenswertem Dreier-Gebläse wahrlich heldenhaft. Sollten sie ihrem Song widersprechen und doch nicht bleiben, dürfen sie gerne wiederkommen!

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