Experte warnt

“Dschihad in Österreich angekommen”

Österreich
18.10.2007 10:53
"Der Dschihad ist - in abgeschwächter Form - in Österreich angekommen", dieses Resümee hat der scheidende Leiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), Gert Rene Polli, am Mittwoch bei den Sicherheitstagen in Leogang in Salzburg gezogen. Zwar gebe es weiterhin keinen Hinweis auf einen konkreten Anschlagsplan, Polli warnte aber eindringlich davor, die Gefahrenlage zu verharmlosen.

"Der Bedrohungsabstand zu anderen europäischen Ländern ist in den vergangenen Jahren viel kleiner geworden", sagte Polli. Wer versuche, diese Gefahrenslage "kleinzureden" oder "nicht sehen zu wollen", "der nimmt Opfer in Kauf", meinte der BVT-Chef. Polli rechnet damit, dass die Radikalisierung in islamistischen Kreisen weiterhin zunehmen wird.

Die "islamistische Speerspitze" besteht in Österreich aus etwa 20 Personen. "Auf diese können wir im Gefahrenfall sofort zugreifen", sagte Polli. Doch versuchen die Behörden zuvor, möglichst viel über die oft internationalen Strukturen und Vernetzungen hinter den Verdächtigen herauszufinden.

Zunehmende Radikalisierung in Österreich
Relativ ratlos stehen die Behörden dem Phänomen des "homegrown terrorism" gegenüber. Auch in Österreich sei eine zunehmende Radikalisierung von Teilen der Gastarbeiter der zweiten oder dritten Generation erkennbar.

Nur sehr schwer fassbar
Für die Behörden sind diese radikalen Islamisten nur sehr schwer fassbar. Selbst aufwendige Fahndungsmethoden wie die Rasterfahndung helfen Polli zufolge wenig, da die Personen untereinander kaum Berührungspunkte haben und sich oft erst in "Terrorcamps" in arabischen Ländern kennen lernen würden. "Das einzige, was sie gemeinsam haben, ist, dass sie zwischen 16 und 35 Jahre alt sind", sagte Polli.

Polli befürwortet Online-Fahndung
Auch das flächendeckende Überwachen von Moscheen hat nur wenig Sinn, da sich diese Islamisten vor allem in konspirativen Kleinstgruppen in Hinterhöfen oder privaten Wohnung treffen. Polli plädierte dafür, in Zukunft vermehrt mit Informanten zu arbeiten. Zudem begrüßte der Behördenleiter die Möglichkeit einer Online-Fahndung.

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