„Im Laufe der Evolution hat der Körper der Säugetiere verschiedene Systeme entwickelt, die ihn gegen Angriffe von außen schützen. In den letzten Jahren hat ein Forscherteam in Zusammenarbeit mit unserer Gruppe aufgezeigt, dass das Endocannabinoid-System über verschiedene biologische Pfade den Schaden nach einem Hirntrauma verringert. Hirnödeme und neurologische Läsionen nach einem Schädel-Hirn-Trauma werden dadurch abgeschwächt“, erklärte Mechoulam bei einer Pressekonferenz.
THC-ähnliche Stoffe im Körper gefunden
Zunächst war um 1960 der wirksame Inhaltsstoff von Cannabis in Form von Tetrahydrocannabinol (THC) identifiziert worden. THC wird mittlerweile auch als Medikament gegen Übelkeit und zur Appetitanregung eingesetzt. Schließlich wurden die Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn entdeckt. Die Wissenschafter machten sich auf die Suche nach körpereigenen Substanzen, die dort ihre Wirkung entfalten sollten. Die Überlegung: Im Körper des Menschen werden ja Rezeptoren nicht primär ausgebildet, um die künstliche Wirkung von Cannabis zu vermitteln. Der letzte Schritt: Mit Anandamid und 2-AG wurden im Darm bzw. im Gehirn zwei der wichtigsten körpereigenen THC-ähnlichen Stoffe gefunden.
Mittlerweile gibt es auch bereits ein synthetisches Arzneimittel, das an Cannabinoid-Rezeptoren wirkt und zur medikamentösen Unterstützung des Abnehmens dient. Durch Effekte auf den Cannabinoid-2-Rezeptor erwartet man sich durch in Zukunft zu entwickelnde Wirkstoffe schützende Effekte auf das Gehirn bei Multipler Sklerose, Morbus Parkinson oder Morbus Alzheimer. Der israelische Experte: „Es besteht daher Hoffnung, dass neue therapeutische Ansätze gefunden werden können.“
Deshalb ist massiver Cannabis-Gebrauch aber nicht gesund. 20 bis 40 Prozent der 15- bis 24-Jährigen greifen in den westlichen Industrieländern zumindest manchmal zu „Gras“ etc. Intensiver Konsum steht aber in manchen Fällen offenbar in Zusammenhang mit dem Ausbruch anderer psychiatrischer Erkrankungen. Trotzdem, so der Experte: „Die Cannabinoide und das Endocannabinoidsystem stellen somit vermutlich eine medizinische 'Schatzkiste' dar, die es noch zu entdecken gilt.“
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