Pädophilie-Prozess

Linzer wegen Kindesmissbrauchs vor Gericht

Österreich
09.10.2007 11:36
Ein 39-jähriger gebürtiger Linzer soll im März vergangenen Jahres in einem Hotel in Kalkutta einen etwa sieben bis neun Jahre alten Buben missbraucht haben. Nachdem zwei Zeugen den Vorfall angezeigt hatten, musste sich der in Wien lebende Mann am Dienstag vor einem Schöffensenat im Wiener Landesgericht verantworten. Der Angeklagte wies alle Anschuldigungen kategorisch zurück, nun soll sogar ein Zeuge aus Australien vorgeladen werden. Das Verfahren wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.

Immer wieder reiste der 39-jährige Notstandshilfebezieher - "ich habe mich immer beim Arbeitsamt abgemeldet" - nach Indien. Fünf bis sechs Monate blieb er in der Regel dort. "Ich interessiere mich für das Land und die Kultur", sagte er. "Und mit kleinen Kindern war da nichts am Hut?", fragte Richter Thomas Schrammel den bereits zweimal wegen ähnlicher Taten Verurteilten. "Ich habe von 2000 bis 2003 eine Therapie gemacht und halte mich von Kindern fern", sagte der Beschuldigte. Doch am 29. März soll er einen Buben in sein Hotelzimmer mitgenommen und dort Oralverkehr mit ihm vollzogen haben.

Zeugen hatten in Indien andere Beobachtungen gemacht: Der Hotelbesitzer sagte etwa, er habe beobachtet, dass der 39-Jährige zwei- bis dreimal pro Woche Burschen mit in sein Zimmer genommen habe. "Ich weiß auch nicht, warum er das sagt, Euer Ehren", erklärte der Angeklagte. "Wir sind hier nicht in Indien, Herr Rat reicht", beschied ihm Schrammel. Nur einmal sei ein Bub an Mumps erkrankt gewesen, den habe er mitgenommen und ihm Medizin gegeben.

Die Anzeigen konnte sich der Angeklagte auch nicht erklären. Die seien von Touristen gekommen, die bei der Organisation von Mutter Teresa gearbeitet hätten. "Sie glauben wirklich, da sitzen zwei Touristen bei der Mutter Teresa, die sich sagen, mir is' heute fad, heut' verleumde ich den mir völlig Unbekannten?", fragte der Richter. Er habe öfters mit den bei der Organisation arbeitenden Touristen gestritten, erläuterte der Angeklagte: "Ich finde, dass das nicht gut ist, dass ein Tourist aus Europa nach Indien fährt und dort hilft. Es gibt genug Bettler in Europa." Und außerdem sei die Mutter-Teresa-Initiative eine der reichsten, wenn nicht die reichste Hilfsorganisation überhaupt, "und dafür tut sie sehr wenig".

Wichtiger Zeuge kommt aus Australien
Schrammel ließ nicht locker: "Gibt Ihnen das nicht zu denken, dass es da zwei Zeugen gibt, die bereit sind, aus den entlegensten Orten der Welt anzureisen, um gegen Sie auszusagen? - "Warum sind's dann nicht da?", blieb der Angeklagte ungerührt. - "Weil ich sie nicht geladen habe. Ich hatte einen Funken Hoffnung, dass Sie Vernunft annehmen. Die wurde erwartungsgemäß enttäuscht", sagte der Richter.

Zur Ladung der beiden Zeugen wurde das Verfahren auf unbestimmte Zeit vertagt. Die Ausforschung anderer Zeugen in Kalkutta, die der Verteidiger des 39-Jährigen, Roland Friis, zur Entlastung seines Mandanten beantragt hatte, lehnte der Senat mit der Begründung ab, diese könnten nichts zur Wahrheitsfindung beitragen.

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