Katastrophale Bilanz

Leichtathletik-WM: Alle Österreicher gescheitert

Sport
28.08.2007 14:01
Platz 38 für Clemens Zeller (400 m), Platz 41 für Andrea Mayr (3.000 m Hindernis) sowie Sturz im Steeple von Leistungsträger Günther Weidlinger - noch nie ist Österreich mit einem so kleinem Team bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften gewesen und hat so schlecht abgeschnitten. Bisher galten die Welttitelkämpfe 1995 in Göteborg vom Ergebnis her betrachtet als Tiefpunkt, damals war Gregor Högler als bester ÖLV-Athlet im Speerwurf 18. geworden.

"Dass es so nicht weitergehen kann, ist klar, aber wir können die Strukturen nur mit Unterstützung der Regierung ändern", hofft ÖLV-Präsident Johann Gloggnitzer nach Osaka 2007 auf die öffentliche Hand.

Die Bezeichnung "größte Pleite aller Zeiten" wollte Gloggnitzer im Mediengespräch in Osaka nicht hören. "Natürlich sind wir nicht zufrieden. Aber wird haben schon im Vorfeld erklärt, warum wir nur so ein kleines Team haben. Positiv sehe ich, dass unser jüngster Athlet hier die zweitbeste Zeit seiner Karriere läuft (Zeller/Anm.), er hat die beste Zeit noch vor sich. Über Günther brauchen wir nicht reden und der Auftritt von Andrea war passabel, es war erst ihre zweite Saison auf der Bahn."

Mini-Budget
Von Medaillen ist Österreichs Leichtathletik weit entfernt, mit nur 900.000 Euro Budget im Jahr (Gloggnitzer: "So viel haben auch Fußballclubs der Regionalliga") lässt sich nicht schnell laufen und weit hüpfen schon überhaupt nicht. Mitte der 90er-Jahre wurde die Nachwuchsarbeit im Verband vernachlässigt, sie wird nun wieder stark forciert. So arbeiten die derzeit einzigen drei angestellten Trainer im Nachwuchsbereich, Christian Röhrling ganztags und Leo Hudec sowie Sascha Kratky Teilzeit. Mehr Trainer anzustellen, lässt das Budget nicht zu.

"Ich bin zuversichtlich, dass von den Jungen einige den Weg machen werden, aber wir müssen Bedingungen für den Hochleistungsbereich schaffen. Wir haben hier einen Athleten, der 46,0 läuft (Zeller/Anm.) und der daheim nicht einmal eine Wintertrainingsmöglichkeit hat", merkte Gloggnitzer an. Derzeit gibt es in Österreich nur zwei echte Leichtathletik-Hallen, in denen umfassend trainieren werden kann: Linz und das Dusika in Wien.

Die Athleten an einen Stützpunkt zusammenzufassen, mache wenig Sinn, denn "ein Hammerwurftrainer hat vom Mittelstreckenlauf keine Ahnung, und daheim haben die Sportler ihre Heimtrainer." Die Trainer in den Vereinen in Österreich arbeiten meist ehrenamtlich.

Kaum Interesse in Österreich
Die Leichtathletik-WM ist die drittgrößte Sportveranstaltung der Welt, Athleten aus 203 Ländern sind in Japan am Start, um die 60 Nationen werden es in die Punkteliste (Top-8-Plätze) schaffen. In Österreich jedoch fehlt das Interesse an den Wettkämpfen auf Bahn und Feld, auch wenn es in WM-Zeiten ein wenig höher ist. "In den Schulen ist die Leichtathletik nicht mehr präsent, wie soll da ein Mensch die Leichtathletik attraktiv finden? Und wenn wir nicht im TV und in den Printmedien sind, dann bekommen wir auch keine Sponsoren", sagte Gloggnitzer.

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(Bild: KMM)



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