Schwangere tot

Ist der Arzt schuld am Tod einer Asylantin?

Österreich
15.08.2007 14:12
Aufregung gibt es nach dem Blitz-Tod einer hochschwangeren Asylantin in der Nacht auf Montag in Oberösterreich. Die 40-jährige ist innerhalb kurzer Zeit innerlich verblutet. Mittlerweile erhob die "europäisch-tschetschenische Gesellschaft" den Vorwurf, mit dem Abtransport ins Spital sei zu lange gewartet worden. Dem widersprach der oberösterreichische Sicherheitsdirektor Alois Lißl am Dienstag: Die Rettungkette sei geschlossen gewesen.

In dem Flüchtlingsquartier hatten sich dramatische Szenen abgespielt: Die Kinder der aus Inguschetien stammenden Asylwerberin im Alter von sieben, acht sowie neun Jahren schlugen Alarm und erklärten, dass es ihrer Mutter schlecht gehe. Daraufhin lief eine Rettungsaktion an. Doch die Frau starb auf dem Weg ins Krankenhaus Amstetten, auch ihr Baby - der Geburtstermin wäre noch im August gewesen - war nicht mehr zu retten.

Krankentransport angeblich verweigert
Die "europäisch-tschetschenische Gesellschaft" hingegen warf dem im Flüchtlingsquartier diensthabenden "Amtsarzt" vor, er habe sich eine Stunde lang geweigert, die Frau mit dem Rettungswagen mitzunehmen, weil sie nur simuliere, um nicht abgeschoben zu werden. Kritik kam von "SOS Mitmensch": "Wir fordern die Behörden auf, von sich aus Ermittlungen aufzunehmen, ansonsten werden wir selbst Anzeige einbringen", betonte der Sprecher der Menschenrechtsorganisation, Philipp Sonderegger. Der Forderung schlossen sich auch die Menschenrechtssprecherin der Grünen Brigid Weinzinger und die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) an.

Sicherheitsdirektor Alois Lißl widersprach den Vorwürfen: Die Rettungskette sei geschlossen gewesen, es werde vorerst nicht weiter ermittelt. Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Linz Rainer Schopper erklärte auf Anfrage, er erwarte einen Bericht der Polizei. Dieser werde geprüft werden, anschließend werde über das weitere Vorgehen entschieden.

Der Landesrettungskommandant des Roten Kreuzes Oberösterreich, Christoph Patzalt, versicherte, es sei das Bestmögliche getan worden. Er listete den Zeitablauf der Rettungsaktion auf: Demnach sei der erste Hilferuf beim Roten Kreuz um 20.47 Uhr eingegangen. Neun Minuten später sei der Rettungswagen bei der Patientin gewesen. Die Sanitäter hätten angesichts der Situation gleich einen Notarzt angefordert. Dieser sei entsprechend der Entfernung um 21.27 Uhr eingetroffen, um 21.33 Uhr sei die Frau in Begleitung des Notarztes auf dem Weg ins Krankenhaus gewesen, dabei habe bereits reanimiert werden müssen. "Auch mit einem Notarzthubschrauber wäre es nicht schneller gegangen", stellte Patzalt fest.

"Verständliche Emotionen"
Primar Albert Reiter vom Krankenhaus Amstetten stellte im ORF-Radio Oberösterreich fest, die Obduktion habe einen Aortariss an einer angeborenen Schwachstelle eines großen Gefäßes ergeben, das den Darm versorgt. Mutter und Kind hätten sogar bei den Möglichkeiten eines Krankenhauses eine schlechte Prognose gehabt.

Der Pressesprecher der für das betroffene Flüchtlingslager tätigen Betreuungsorganisation "European Homecare", Wilhelm Brunner, stellte fest, es sei nun Aufgabe der Behörden, zu klären, was passiert sei. Die bisher bekannten Umstände ließen jedoch keinen Zweifel daran aufkommen, dass an Ort und Stelle alles unternommen worden sei, um zu helfen. Er könne sich die Vorwürfe nur damit erklären, dass es verständliche Emotionen gebe, wenn eine hochschwangere Frau und ihr Baby plötzlich sterben. Seine Organisation denke nun an die betroffene Familie und die weiteren Angehörigen. Zu deren Betreuung sei auch ein Kriseninterventionsteam (KIT) vom Roten Kreuz eingesetzt. Der Mann der Verstorbenen will mit den drei Kindern zurück nach Inguschetien.

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