BAWAG-Prozess

Vorstände fühlen sich von Elsner getäuscht

Österreich
09.08.2007 19:17
"Wir fühlen uns von Elsner getäuscht!" Schwere Geschütze fuhr der gesamte BAWAG-Vorstand inklusive Aufsichtsrats-Präsident Weninger am 15. Tag des Prozesses gegen den Ex-"General" auf. Es geht einmal mehr um das Flöttl-Vermögen zur Absicherung der Verluste. Trotzdem wurden in höchster Eile in Paris Verträge unterzeichnet, die nicht nur das Vermögen übertrugen, sondern auch den neuen Geldfluss an Flöttl sicherten.

Als "Kaskade an Täuschungen" bezeichnete Ex-Vorstand Josef Schwarzecker das, was ihm und anderen Vorstandskollegen von Elsner über das Flöttl-Vermögen berichtet wurde. Elsner schiebt den schwarzen Peter prompt weiter: "Die Werte habe ich mir nicht ausgedacht.

Flöttl schickte die Verkaufsabrechnung von Sothebys nach dem Van-Gogh-Verkauf in die Bank. Das galt für mich als Darstellung, was seine Sammlung wert ist!" Flöttl kontert prompt: "Ich habe niemals Werte vermittelt, sondern eine Aufstellung über die Anschaffungskosten geschickt. Samt dem Schuldenstand bei Sothebys!"

Vertragsunterzeichnung in Rekordzeit
Wer "bewertete" dann tatsächlich das Vermögen, das in das Stiftungs-Konvolut einfließen sollte? Laut Flöttl war dies Ex-Vorstand Zwettler - und zwar direkt in Paris, bei einem Vier-Augen-Gespräch in einem Extrazimmer. In Paris nämlich wurden in verdächtiger Rekordzeit von nur wenigen Tagen 200-Seiten-Verträge über die Stiftungen erstellt und dessen "Füllung" unterzeichnet. Von Flöttl und der liechtensteinischen Treuhandgesellschaft.

Flöttl: "Zwettler hat nahezu insistiert, ob nicht höhere Werte der Bilder möglich sind!" Tatsächlich wurde der Wert der Bilder jenem Totalverlust von 639 Millionen US-Dollar gleichgesetzt - obwohl der spätere Verkauf nur rund 220 Millionen gebracht hatte...

"Weniger gelesen, flott unterschrieben"
Staatsanwalt Georg Krakow und Richterin Claudia Bandion-Ortner wundern sich unisono, wie so ein umfangreiches Vertragswerk in so kurzer Zeit zu Stande gekommen sein konnte. Die "Erstinformation" an den Vorstand über den Totalverlust samt Stiftungs-Vorschlag war am 27. Oktober 1998. Die Unterzeichnung der Verträge in Paris erfolgte am 3. November - und sie tragen interessanterweise das Datum 27. Oktober. Ein Indiz für den Staatsanwalt, "dass alles schon längst ausgemacht war, ehe noch der Vorstand und Aufsichtsrats-Präsident Weninger informiert wurde". Zumal in den Verträgen das - geschätzte - Flöttl-Vermögen fein säuberlich auf die drei Stiftungen bereits aufgeteilt worden war.

"Wurde als Neinsager nicht informiert"
Erstaunen beim BAWAG-Vorstand, das Büttner auf den Punkt bringt: "Immer wenn etwas los war, wurde ich als Neinsager nicht informiert!" Doch er war nicht allein: Mit Ausnahme Zwettlers und Nakowitz wusste niemand etwas von den "Pariser Verträgen" - weder der Wiener "Hausanwalt" der Bank, Gehmacher, noch die Rechtsabteilung. Zwettler: "Elsner hatte Stillschweigen verordnet!"

So sehr Stillschweigen, dass noch bevor der Vorstand über die Verluste informiert war, bereits weiteres "Spielkapital" an Flöttl überwiesen wurde. Auch bevor, die Verträge unterzeichnet werden konnten, die der BAWAG das Flöttl-Vermögen sicherten. Was passierte dann noch in Paris? Ex-Generalsekretär Nakowitz: "Es musste nicht mehr viel gelesen werden, sondern nur unterschrieben"...

Von Gabriela Gödel / Kronen Zeitung

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