Andere Mediziner sehen das Verfahren kritisch und verweisen etwa auf das höhere Infektionsrisiko. So ließe sich etwa die Außenhaut sicherer desinfizieren als das Scheidengewölbe. Außerdem könnte das Risiko einer Bauchfellentzündung bei einem Schnitt durch das hintere Scheidengewölbe höher sein als bei einem Schnitt von außen in die Bauchdecke.
Prof. Carsten Zornig, der Direktor der Chirurgischen Klinik des Israelitischen Krankenhauses, in dem die OP durchgeführt wurde, meinte dagegen: „Infektionen kommen in der Scheidenwand praktisch nicht vor.“ Das Hauptmotiv der neuen Operationsmethode sei die Kosmetik. „Die vorgestellte Technik ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu der idealen Operation. Auf jeden Fall haben wir ein ideales kosmetisches Ergebnis erreicht“, resümierte Zornig den Eingriff.
„Es gibt keine narbenlose Chirurgie. Irgendwo sind immer Narben“, meinte hingegen der Chirurg Prof. Jakob Izbicki vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und verwies auf den inneren Schnitt im Scheidengewölbe. Gallenblasenentfernungen stellen mit jährlich 192.000 Operationen in Deutschland einen der häufigsten Eingriffe dar. Zwei Drittel der Patienten sind Frauen.
Indien: Blinddarm-OP durch Scheide
Derzeit erproben weltweit mehrere Ärzte, Organe durch Körperöffnungen zu entfernen und somit äußere Narben zu vermeiden. Dabei gelangen die Mediziner etwa über Mund und Magen, über den Dickdarm oder über die Scheide zur Bauchhöhle. Im indischen Hyderabad etwa sind bei Frauen durch die Scheide schon Blinddärme entfernt worden. Die weltweit erste Gallenblasenoperation durch die Scheide erfolgte im Frühjahr dieses Jahres an der Universitätsklinik Straßburg durch Prof. Jacques Marescaux. Die Operation über Körperöffnungen nennen die Medizier NOTES (Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery).
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