Zum Kuckuck

Kuckuckspaare: Weibchen sind die Chefs

Wissenschaft
06.06.2007 15:36
Einen besseren Einblick in hormonelle Steuerungsmechanismen haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen beim Afrikanischen Grillkuckuck gewonnen. Bei diesen Tieren sind nämlich die Geschlechterrollen vertauscht. Die Forscher um Wolfgang Goymann haben festgestellt, dass Grillkuckucksweibchen in bestimmten Gehirnbereichen mehr Testosteron bindende Rezeptoren ausbilden als die Männchen. Auf diesem Wege könnten auch geringe Mengen an Testosteron zur Steuerung aggressiver und territorialer Verhaltensweisen bei Arten mit vertauschten Geschlechterrollen beitragen, spekulieren die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des Journals Developmental Neurobiology.

Im Tierreich buhlen üblicherweise die Männchen um die Gunst der Weibchen. Dabei spielt das Sexualhormon Testosteron eine entscheidende Rolle. Die Forscher wollten nun herausfinden, welche Rolle das "männliche" Hormon bei den Weibchen spielt, die in umgekehrten Geschlechterrollen leben. "Das Interessante daran ist, dass die Weibchen keinen höheren Testosteronspiegel aufweisen als die Männchen", erklärt Goymann. Das sei nämlich die ursprüngliche Hypothese gewesen.

Auch bei diesen Tieren sind die Hormonwerte normal - das heißt bei den Weibchen niedriger als bei den Männchen. "Neben der Änderung der Hormonkonzentration im Blut stellt der Androgenrezeptor eine zweite Stellschraube dar, mit dessen Hilfe der Organismus die Wirkung von Testosteron regeln kann", erklärt Goymann. "Das bedeutet, dass anstatt der Hormonproduktionssteigerung der Organismus auch die Anzahl und Dichte dieser Andockstellen für das Testosteron erhöhen kann." Unter Umständen erziele dies die gleiche Wirkung auf das Verhalten. 

"Erhöht man nämlich bei einem Grillkuckucksweibchen die Hormonmenge, kommt es zu Störungen der Reproduktionsphysiologie und das Weibchen legt dann keine Eier mehr", erklärt Goymann. "Allerdings waren die Weibchen dann wesentlich aggressiver als davor." Mit diesen Ergebnissen halten die Forscher einen ersten Hinweis auf den physiologischen Mechanismus in Händen, der für die vertauschten Geschlechterrollen bei Territorial- und Aggressionsverhalten verantwortlich sein könnte.

Interessanterweise gibt es keine Vergleichsdaten von Vögeln oder anderen Wirbeltieren mit traditionellen Geschlechterrollen. "Es hat sich bei diesen Arten bisher noch niemand die Mühe gemacht, die Expression von Androgenrezeptoren in Männchen und Weibchen zu vergleichen. Bisher wurden immer nur die Männchen untersucht", so Goymann. 

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