01.06.2007 19:07 |

Hass in Hütteldorf

Ivanschitz bei Österreichs Niederlage ausgepfiffen

Österreichs Fußball-Nationalteam hat am Mittwochabend das EURO-Testspiel gegen Schottland im Wiener Hanappi-Stadion 0:1 verloren. Damit gelang der ÖFB-Auswahl auch im vierten Länderspiel dieses Jahres kein Sieg. Vor 13.200 Zuschauern zeigte die Truppe von Teamchef Josef Hickersberger in dem freundschaftlichen Ländermatch eine schwache Leistung, den verdienten Sieg der Gäste fixierte O'Connor in der 59. Minute. Noch hässlicher als das Spiel waren jedoch die Hasstiraden, die rund 200 Rapid-Fans gegen Andreas Ivanschitz abfeuerten. Er wurde bespuckt, ausgebuht und als "Judasschitz" beschimpft. Teamchef Hickersberger meinte danach, er bereue es, jemals Trainer der Hütteldorfer gewesen zu sein.
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ÖFB-Teamkapitän und Ex-Rapidler Ivanschitz wurde bei seiner Rückkehr ins Rapid-Stadion (nachdem er im Jänner 2006 nach Salzburg wechselte) vom harten Kern der Rapid-Fans auf der Westtribüne bei jeder Ballberührung gnadenlos ausgepfiffen, mit Bier beschüttet und weit unter der Gürtellinie beleidigt - sogar seine Mutter, was Hickersberger besonders schrecklich fand. Auf der Tribüne wurden "Judasschitz raus aus Hütteldorf"-Transparente gehisst, bei Eckbällen stürmten Dutzende Richtung Eckfahne, ihre Wurfgegestände blieben im Fangnetz hängen.

Hickersberger: "Das ist ein Skandal"
Der Kommentar des Teamchefs: "Das ist ein Skandal und einzigartig im internationalen Fußball, dass ein Kapitän der Nationalmannschaft von den eigenen Fans nicht nur beschimpft, sondern auch bespuckt und seine Mutter diskreditiert wird. In solchen Augenblicken bereue ich es, Rapid-Trainer gewesen zu sein!" Sogar Bundespräsident Heinz Fischer fand harte Worte: "Es hat mir wehgetan, wie man den Ivanschitz behandelt. Das ist nicht gut und das ist nicht fair."

Andi Ivanschitz selbst kommentierte die peinlichen Szenen so: "Ich habe es ignoriert und versucht, am Platz für Österreich alles zu geben. Ein Dank an die 10.000 anderen Zuschauer, die mich und die Mannschaft unterstützt haben!"

Im Talksalon kannst du mit anderen Fans über die Hasstiraden gegen Ivanschitz diskutieren. Den Link findest du in der Infobox!

Desolate Defensive
Eine Woche vor ihrem wichtigen EM-Quali-Auswärtsspiel gegen die Färöer wurden die Gäste vor allem durch einen Boyd-Volley (15./knapp vorbei) und einen Boyd-Schuss aufs kurze Eck (16./Payer sicher) gefährlich, nach einer schönen Kombination über Ferguson, Fletcher und Boyd rettete Standfest für den geschlagenen Payer (40.). Auch ansonsten wirkte die ÖFB-Defensive ohne Stranzl und mit Debütant Patocka nicht immer sattelfest, in der Offensive ging im zentralen Mittelfeld gar nichts, die Spitzen hingen in der Luft.

Österreich hatte nach einem schweren Naysmith-Patzer seine erste Chance durch Haas, doch der Schuss aus 15 Metern war zu zentral und kein Problem für McGregor (26.), genauso wie ein weiterer Haas- Versuch (41.). Nach dem Wechsel folgte die - allerdings sehr kurze - beste ÖFB- Phase, in der vor allem der von den Rapid-Fans ausgepfiffene und beschimpfte Ivanschitz Verantwortung übernahm. Der Teamkapitän hatte jedoch bei drei Fernschüssen (53., 54., 57.) kein Glück.

Just in dieser Phase gelang den Gästen die Führung: nach einem Ballverlust von Fuchs in der Vorwärtsbewegung gelangte der Ball über Hartley und Boyd zu O'Connor, dieser ließ Leitgeb und Standfest ins Leere grätschen und bezwang Payer mit einem Flachschuss. Die große Ausgleichschance gab es in der 91. Minute. Nach einem Ivanschitz-Corner von links traf der eingewechselte Katzer per Kopf nur die Latte.

Jetzt wartet Paraguay
Die rot-weiß-roten EM-Co-Gastgeber haben bereits am Samstag Chance zur Wiedergutmachung, ebenfalls im Hanappi-Stadion heißt der Gegner Paraguay.

Foto: Gerhard Gradwohl

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(Bild: krone.at)