Fantasy-Meisterwerk

“Pans Labyrinth” oder die Macht der Träume

Kino
23.02.2007 15:31
"Fantasy war nie ein Prestige-Genre für Regisseure." Das sagt der Mexikaner Guillermo Del Toro. Er meint auch zu wissen, dass sich mit seinem Lieblingsgenre eigentlich keine Preise gewinnen lassen, weil "das akademische Publikum", wie er es nennt, dem Fantasy-Stil voreingenommen gegenüber stehe. Mit seinem jüngsten Film "Pans Labyrinth" könnte sich Del Toro nun selbst widerlegen. Das politische Drama aus der Zeit der Franco-Diktatur in Spanien überzeugt inhaltlich, überwältigt stilistisch und wurde für einen Auslands-Oscar nominiert. Kinostart: 23. Februar 2007!

Ein unglückliches Mädchen, eine schwache Mutter und ein grausamer Stiefvater im Wald: Die Grundkonstellation von "Pans Labyrinth" erinnert an Grimms Märchen. Doch Del Toro, der mit "Hellboy" (2004) Hollywood-Ruhm erlangte, verlegt das Märchenmuster zusätzlich in eine historisch ausgesprochen grimmige Zeit: Der von Sergi Lopez mit explosivem Sadismus gespielte Stiefvater ist ein General unter dem faschistischen spanischen Diktator Franco. Und er wohnt mit seiner neuen Familie, der zwölfjährigen Ofelia und ihrer schwangeren Mutter, nur im Wald, um Rebellen das Handwerk zu legen.

Ofelia zieht sich aus der Realität voller Gewalt, Verdacht und Verrat in eine Fantasiewelt zurück. Im Wald entdeckt sie ein altes Steinlabyrinth - für sie der Einstieg in das seltsame Reich eines gehörnten Fauns, der Glück oder Zerstörung verspricht. Hier regieren kinderfressende Monster, die ihre Augen in den Handflächen tragen, Furcht einflößende Kröten und geflügelte Wesen, die den Betrachter immer wieder zu kindlichem Staunen verführen.

Meisterhaft inszenierter Albtraum
Draußen wütet der gnadenlose Kampf des Generals gegen die Widerstandskämpfer. Drinnen, in Ofelias Welt, spiegeln sich die vollkommen begründeten existenziellen Ängste des Mädchens. Dass es Guillermo Del Toro gelingt, beide Bereiche nahtlos miteinander zu verbinden, zeugt von seinen Fähigkeiten. Die düsteren Bilder verschmelzen zu einem einzigen, meisterhaft inszenierten Albtraum, zu einer Parabel über Grausamkeit, Rache und den aufrechten Mut Einzelner gegen ein unterdrückendes politisches System.

Zielgruppe unklar
"Man erschafft eine neue Welt und Kreaturen, die noch nie da gewesen sind", erklärte Del Toro den Reiz des Fantastischen für ihn bei den Filmfestspielen in Cannes, wo sein Werk im Wettbewerb 2006 lief. "Fantasy erfordert unglaublich viel Arbeit und ist eine künstlerische und kreative Herausforderung." Und eine Gratwanderung, möchte man hinzufügen. Denn die Zielgruppe für ein großartiges Werk wie "Pans Labyrinth" ist schwer zu definieren: Der Film hat zwar eine zwölfjährige Zentralfigur, ist aber nichts für Kinder und wegen einiger äußerst brutaler Szenen erst ab 16 Jahren freigegeben. Fantasy-Fans werden möglicherweise angesichts der konkret historischen Bezüge irritiert sein. Doch für Cineasten mit offenem Bick und Neugier im Herzen ist "Pans Labyrinth" ein faszinierendes Ereignis.

Guillermo Del Toro wird seinen Weg durchs fantastische Kino weiter beschreiten und führt dabei auch einen ganz persönlichen Kampf gegen die Erwartungen des Publikums. "Es ist für mich unmöglich zu akzeptieren", sagte er in Cannes, "dass es im Fantasy-Genre kein Qualitäts-Kino geben sollte." Einen der besten Qualitäts-Beweise hat er jetzt selbst geliefert.

Alle Bilder (c) Senator Film

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