Tschechiens Nationaltrainer Richard Schallert erhob wegen des zögerlichen Handelns schwere Vorwürfe gegen die Jury. "Die Leute sollten vernünftiger sein. Mit fairem Sport hatte das nichts zu tun. Man wartet, bis der Rettungswagen mit Blaulicht wegfährt und macht weiter. Das war eine traurige Geschichte und hat mich sehr enttäuscht", sagte der Österreicher mit Tränen in den Augen.
Künstliches Koma
Mazoch war im Finale von einer heftigen Sturmböe erfasst worden und ähnlich wie Doppel-Olympiasieger Thomas Morgenstern bei seinem Horror-Sturz 2003 in Kuusamo kopfüber auf den Hang geprallt. Im Auslauf blieb der Tscheche zum Entsetzen der 40.000 Fans zunächst bewusstlos liegen. Nach einer ersten Untersuchung in Zakopane wurde Mazoch am Abend auf die traumatische Station der neurochirurgischen Klinik in Krakau verlegt, wo er wegen der Schwellung im Kopf in ein künstliches Koma versetzt wurde.
"Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Brüche hat er nicht erlitten, auch die Wirbelsäule ist in Ordnung", berichtete Schallert am Sonntagmittag. Lebensgefahr besteht nicht mehr.
"Show statt Sicherheit"
Obwohl der Wettbewerb am Samstag schon im ersten Durchgang wegen der schwierigen Windverhältnisse immer wieder unterbrochen werden musste, wollte die Jury den Wettkampf offensichtlich mit allen Mitteln durchziehen. "Es war ein Grenzgang zwischen Show, Wahnsinn und sportlicher Höchstleistung", stellte Österreichs Coach Alexander Pointner fest. Sein Schweizer Kollege Bernie Schödler wurde noch deutlicher: "Heute ging es mehr um die Show als um die Sicherheit."
Nicht einmal der Sturz von Mazoch brachte die Jury zunächst zur Vernunft. Erst nachdem vier weitere Springer zum Spielball des Windes geworden waren, wurde der Weltcup abgebrochen. "Es handelt sich um eine Freiluftsportart, bei der der Wind unberechenbar ist. Wir haben die Trainer vor dem zweiten Durchgang gefragt, ob es weiter gehen soll", wies FIS-Renndirektor Hofer die Kritik zurück.
Schlierenzauer Neunter
Bester ÖSV-Adler am Samstag wurde Gregor Schlierenzauer als Neunter unmittelbar vor Thomas Morgenstern. Letzterer war als Zehnter des ersten Durchgangs von Cheftrainer Alex Pointner dreimal vom Balken geholt worden, ehe sich die Jury entschied, die Konkurrenz nicht auf Biegen und Brechen durchzuboxen.
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