Sicherheit geht vor

Immer mehr Poller “schmücken” das Stadtbild

Österreich
28.11.2017 13:28

Sie sind in aller Munde, aber zum Glück momentan nur eine Touristenattraktion. Trotzdem "schmücken" sie zunehmend das Stadtbild. Was aber sind diese Sicherheitspoller eigentlich?

Manch Tourist bleibt kurz stehen und stellt sein Getränk ab. Oder legt sein "Sport-Kerni"-Jausenweckerl hin. Mit Kürbiskernen und Salat. Die urbanen Nachwuchs-Marcel-Hirschers nutzen sie als Slalomstangen. Nur kippen sie nicht ganz so schön wie am Kitzbüheler Ganslernhang.

Renner in der internationalen Sicherheitsbranche
Diese Poller. Vor der Hofburg am Ballhausplatz, beim Rathaus oder in den Wiener Einkaufsstraßen und vor den Christkindlmärkten. Von denen bislang keiner so richtig weiß, was sie eigentlich sind, diese Poller. Sie sind derzeit der Renner in der internationalen Sicherheitsbranche. Die Firma Gesig aus Ottakring vertreibt im Auftrag des Innenministeriums die Anti-Terror-Poller. Mehr war aber auch schon nicht zu erfahren. Man bitte um Verständnis. Staatsgeheimnis. Na ja, fast.

Relativ simple Recherche nach technischen Daten bringt zumindest etwas Licht ins Dunkel. Sie sehen zum Beispiel nicht besonders schwer aus, diese Poller. Tatsächlich bringen die etwa hüfthohen Metallzylinder satte 900 Kilogramm auf die Waage. Können so mühelos einen Lkw mit 7,5 Tonnen aufhalten. Im deutschen Erzgebirge wurde erst kürzlich ein neuer Hochsicherheitspoller getestet, der sogar einem 24-Tonnen-Koloss mühelos standgehalten hat.

Ausfahren eines Pollers dauert nur zwei Sekunden
Mehr als 80 Sicherheitspoller werden bis zum Frühjahr 2018 in der ganzen Hauptstadt installiert, 42 stehen vor dem Ballhausplatz. Ein Großteil davon fix, also fest im Beton verankert. Einige sind hydraulisch einfahrbar. Das Ausfahren des Sicherheitszylinders soll nicht länger als zwei Sekunden dauern. Weiter als einen Meter soll ein Fahrzeug nach dem Aufprall nicht kommen.

Zwei Sekunden. Ein Meter. Im Skisport wären das Welten. Zum Glück sind die Poller momentan nicht mehr als Slalomstangen für Kinder. Die hoffentlich nicht kippen.

"Bei Panik ist die Mauer eher ein Hindernis"
"Krone":
Dr. Peter Lux, Sie sind Leiter des Kompetenzzentrums technische Infrastruktur, bauliche Sicherheit im öffentlichen Raum. Welchen Unterschied macht das Sicherheitskonzept mit den Pollern zu jenem der Mauer?
Peter Lux: Sowohl die Mauer als auch die Poller haben die gleiche Aufgabe: die Menschen dahinter zu schützen. Bei starker Fußgängerfrequenz sind die Poller leichter zu durchqueren. Im Fall einer Panik ist die Mauer eher ein Hindernis.

Polizeipräsident Gerhard Pürstl sagte, das Konzept dürfe keine Angst erzeugen. War das ein Mitgrund, dass man sich für unauffälligere Poller entschieden hat?
Die Entscheidung, am Ballhausplatz statt einer Mauer Poller zu errichten, wurde nicht von der Stadt Wien getroffen, sondern vom Bundeskanzleramt und den beteiligten Institutionen.

Gibt es ein Szenario, in dem die Poller wieder obsolet werden? Also wenn beispielsweise die Terrorgefahr rapide sinken sollte?
Die Frage der Erfordernis der baulichen Sicherheitsmaßnahmen trifft ausschließlich die Polizei in Abstimmung mit dem Innenministerium. Als Beispiel ein konstruiertes Szenario: Wenn es eine komplette Neugestaltung des Ballhausplatzes oder eine komplette Neuausrichtung des Verkehrskonzepts geben sollte, sprich wenn dort überhaupt keine Autos oder Fiaker mehr fahren, dann wird man auch die Poller nicht mehr brauchen.

Clemens Zavarsky, Kronen Zeitung

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