Österreich trauert

Prokop wird am 10. Jänner beigesetzt

Österreich
02.01.2007 19:45
Die in der Silvesternacht verstorbene Innenministerin Liese Prokop wird am Mittwoch nächster Woche, am 10. Jänner, im engsten Familien- und Freundeskreis in Annaberg beigesetzt. Das Bundeskanzleramt und die niederösterreichische Landesregierung gaben Dienstagabend außerdem bekannt, dass ab Montag, den 8. Jänner, ab 10 Uhr die Aufbahrung im Niederösterreichischen Landhaus stattfindet.

Am Dienstag, den 9. Jänner, gibt es am Nachmittag im Dom zu St. Pölten ein Requiem für die Verstorbene. Zudem wird ein Trauerakt der Bundesregierung sowie der NÖ-Landesregierung abgehalten.

Für Empörung sorgte indes eine Reaktion der Hilfsorganisation "Asyl in Not" auf den Tod Prokops. NGO-Obmann Michael Genner hatte das Ableben der Ministerin als "gute Meldung zum Jahresbeginn" bezeichnet. Mit Verweis auf Fälle von Asylsuchenden in Österreich meinte Genner weiter: "Kein anständiger Mensch weint ihr eine Träne nach." ÖVP-Generalsekretär Lopatka zeigte sich "bestürzt" und sprach von "pietätlosen Hasstiraden" auf die verstorbene Ministerin. Entsetzt reagierten auch SPÖ und BZÖ.

Ehemann kann sich plötzlichen Tod nicht erklären
Nach Angaben von Gunnar Prokop war man am Silvestertag im Haus in Annaberg zusammengesessen und seine Frau habe "normal, völlig normal geredet". Auf einmal habe sie "so ein komisches Drücken" am Herzen verspürt, anschließend seien gleich die Rettungsaktivitäten gestartet worden. Den plötzlichen Tod seiner Frau kann er sich nicht erklären: "Es hat ihr ja nie etwas gefehlt. Nie. Diese Frau war ihr ganzes Leben ja so was von gesund", sagt Gunnar Prokop.

Alles Menschenmögliche zur Rettung getan
Es sei alles Menschenmögliche getan worden, um das Leben von Innenministerin Liese Prokop nach dem Aorta-Riss zu retten, sagte auch der Primar des Zentralklinikums St. Pölten, Harald Mayr. Die Zeitabläufe des Rettungseinsatzes seien optimal gewesen - wenn ein Gefäß reiße (siehe Infobox), sei ein schicksalhafter Verlauf nicht aufzuhalten und der Patient in Sekunden verloren. 

Prokop folgte 2004 Ernst Strasser nach
Prokop hatte ihr Amt im Dezember 2004 angetreten, nachdem ihr Vorgänger Ernst Strasser seinen Rückzug aus der Spitzenpolitik angekündigt hatte. Als ihre wesentlichsten politischen Projekte galten die Umsetzung der Exekutivreform, das neue Ausländerrecht, bei dem sie eine Übereinstimmung mit der SPÖ zu Stande brachte, die Verkürzung des Zivildienstes sowie das neue Staatsbürgerschaftsrecht.

Wiewohl Prokop gerade in Ausländer-Fragen immer wieder Kritik von linker, aber auch von rechter Seite einstecken musste, war das Gesprächsverhältnis der deklarierten Großkoalitionärin zu allen Parteien und Menschenrechtsorganisationen intakt.

Trauer um Prokop über Parteigrenzen hinaus
Bundespräsident Fischer zeigte sich am Montag über den unerwarteten Tod von Innenministerin Prokop "sehr betroffen und erschüttert". Prokop sei eine sehr engagierte Ministerin und ein "kontaktfreudiger" und "warmherziger Mensch" gewesen, sprach Fischer im ORF von einem "schweren Verlust".

Bundeskanzler Schüssel sprach von einer "dramatischen Situation". Das "große Herz" Prokops habe versagt und "auch uns ist das Herz stehen geblieben". Es sei eine "unfassbare Vorstellung", dass eine Spitzensportlerin "so blitzartig" aus dem Leben verschwindet. Er habe die Ministerin als "kollegial und teamfähig" erlebt, so der Kanzler. Prokop habe vieles weitergebracht und "wir sollten ihr alle dankbar sein".

Mit Prokop sei "ein Stück von diesem Land verloren" gegangen, sagte Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll. Prokop sei mit dem Land verbunden gewesen und "sie wird uns, sie wird Niederösterreich und sie wird mir persönlich fehlen", so Pröll.

Sein Neffe, Landwirtschaftsminister Josef Pröll bekundete: "Ich werde sie von Herzen vermissen." ÖAAB-Chef Neugebauer gab sich "fassungslos" über den Tod von Prokop.

ÖVP-Klubobmann Wilhelm Molterer zeigte sich "erschüttert und fassungslos": "Wir haben einen außergewöhnlichen Menschen verloren." Prokop sei eine Frau mit Herz und einem "tiefen sozialen Empfinden" und habe die Politik "menschlich gestaltet", so Molterer. "Sie wird mit ihrer Arbeit für Österreich in uns weiterleben."

SPÖ-Chef Gusenbauer würdigte Prokop als "großartige Frau" mit Augenmaß. "Mit ihr verliert Österreich eine außerordentliche Politikerin." SPÖ-Bundesgeschäftsführer Darabos, der mit Prokop unter anderem die Zivildienst-Reform und das Ausländer-Paket ausverhandelt hatte, würdigte Prokops "Handschlagqualität und ihr Gespür für die Sorgen und Anliegen der Menschen".

Seitens der Grünen hob Bundessprecher Van der Bellen Prokops stetiges Bemühen, die Gesprächsbereitschaft zu wahren, hervor. Vizekanzler Gorbach sprach von einem "wirklichen Verlust", BZÖ-Chef Westenthaler meinte, Prokop werde "unvergessen" bleiben. FPÖ-Obmann Strache erklärte: "Ihr Tod ist ein Verlust für unser Land."

Prokop war Weltrekordhalterin
Prokop war nach ihrer sportlichen Karriere, die eine Silbermedaille im Fünfkampf bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko und einen Weltrekord in dieser Disziplin als Höhepunkt hatte, als eine der ersten Quereinsteigerinnen in die niederösterreichische Landespolitik gewechselt. Ihre politische Karriere begann am 20. November 1969 als Abgeordnete zum niederösterreichischen Landtag. Von 1981 bis 1992 war sie als Landesrätin tätig, ab Oktober 1992 als Landeshauptmann-Stellvertreterin (ausführliches Porträt siehe Infobox).

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