Vorwürfe an Iran

Angst vor Ermordung: Libanons Premier tritt zurück

Ausland
04.11.2017 13:38

Der libanesische Ministerpräsident Saad Hariri ist überraschend zurückgetreten. Er habe Angst, wie sein Vater Rafik Hariri ermordet zu werden, so Hariri am Samstag in einer Fernsehansprache im Sender Al-Arabiya. Der Schiitenmiliz Hisbollah sowie deren Schutzmacht Iran warf er vor, Unruhen in der Region zu schüren.

"Die Hisbollah ist der Arm des Iran, nicht nur im Libanon, sondern auch in anderen arabischen Ländern", sagte Hariri. Das libanesische Parlament ist tief gespalten zwischen dem von den USA und Saudi-Arabien unterstützten Lager um Hariri und dem von der Hisbollah angeführten Block, der vom Iran und Syrien gestützt wird.

"Ähnliche Atmosphäre" wie bei Mord an "Märtyrer"-Vater
"Wir leben in einer ähnlichen Atmosphäre wie jene, die vor der Ermordung des Märtyrers Rafik Hariri herrschte", sagte Hariri am Samstag. "Ich spüre, dass eine Verschwörung läuft, die auf mein Leben abzielt."

Saad Hariris Vater Rafik Hariri war am 14. Februar 2005 in der Innenstadt von Beirut bei einem Anschlag ums Leben gekommen. Der Mord war eines der blutigsten Attentate im von Gewalt geplagten Libanon und brachte das Land an den Rand eines Bürgerkrieges. Viele Libanesen geben Syrien, das zu dem Zeitpunkt Truppen im Libanon stationiert hatte, die Schuld an dem Anschlag. Nach wochenlangen Massenkundgebungen war die syrische Regierung gezwungen, ihre Truppen nach 29 Jahren aus dem Libanon abzuziehen. Der Fall wurde an ein UNO-Tribunal übertragen.

Fragile Machtbalance im Nahost-Pulverfass
Der 47-jährige Saad Hariri ist seit einem Jahr zum zweiten Mal Regierungschef. Von 2009 bis 2011 stand er bereits an der Spitze einer Einheitsregierung. Die Koalition zerbrach, als die Hisbollah und verbündete Parteien ihre Minister aus der Regierung abzogen. Seit Ende des Vorjahres steht er erneut an der Spitze einer breiten Koalition. In dem Kabinett sind fast alle wichtigen politischen Parteien des Landes vereint, darunter auch die Hisbollah. Das politische System des Libanon ist eine fragile Balance zwischen den Religionsgruppen der Christen, Muslime und Drusen. Staatschef ist derzeit Michel Aoun, ein maronitischer Christ.

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