Gewerbe & Handwerk:

Fachkräftemangel nach wie vor sehr groß

Tirol
10.10.2017 13:18

Mit plus 1,9 Prozent bei Umsätzen und Aufträgen profitieren die Betriebe vom Aufschwung verhältnismäßig wenig. Steuerliche Rahmenbedingungen und das Fachkräftethema bedrohen die Wettbewerbsfähigkeit.

Die anziehende Konjunktur spürt das Tiroler Gewerbe und Handwerk nur teilweise: Von Jänner bis Juni stiegen die Auftragseingänge und Umsätze um rund 1,9 Prozent (etwas besser als der Österreichschnitt mit 1,2 Prozent). "Ein schwaches Trostpflaster, verglichen mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung mit rund 3 Prozent Wachstum hinterher", erklärt Walter Bornett, Direktor der KMU Forschung Austria.

Nicht alle können mithalten

Im Vergleich zum unterdurchschnittlichen 1. Halbjahr brachte das 3. Quartal eine Verbesserung. 37 Prozent der Betriebe sagen die Geschäfte laufen gut, fast 60 Prozent melden immerhin "übliche" Auslastung. Doch speziell in den konsumnahen Branchen ist die Stimmung an der Kippe. Denn die Zahl jener Betriebe, die den Umsatz steigern konnten, hat abgenommen, wie Bornett berichtet: "Da sind viele Dienstleistungsbetriebe dabei, die sehr von der Kaufkraft abhängig sind. Und die kommt entgegen anders lautender Meldungen nicht so richtig in Schwung. Wiederum andere Betriebe, wie etwa jene des Lebensmittelgewerbes, konkurrieren immer mehr mit anderen Angeboten, z.B. der Bäcker mit dem Supermarkt." Zu denken solle laut Bornett auch geben, dass jeder vierte Betrieb keinen Gewinn erwirtschafte. Er sieht ein starkes Auseinanderdriften zwischen erfolgreichen und nicht erfolgreichen Unternehmen.

Für die kommenden Monate stagnieren die - nur leicht optimistischen - Erwartungen: Über zwei Drittel der Betriebe rechnen damit, dass alles so bleibt wie es ist. Dennoch will jeder fünfte Betrieb Mitarbeiter einstellen, im Durchschnitt würde sich der Personalstand dadurch um cirka 3 Prozent erhöhen (2016: 2 Prozent).

Vom Lehrling zum Meister

Was sind die Gründe, die einen nachhaltigen Aufschwung verhindern? Für Spartenobmann Georg Steixner gibt es eine Reihe von ungelösten Themen, welche die Betriebe seit Jahren belasten. Thema Nummer 1 ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, der sich jetzt - in Zeiten steigender Konjunktur - erst recht bemerkbar macht. Cirka 3.000 Fachkräfte würden in Tirol fehlen, so Steixner, 47 Prozent der Betriebe sind vom Fachkräftemangel betroffen. Er sieht hier die öffentliche Hand stärker gefordert, um mit gezielten Maßnahmen die Wettbewerbsfähigkeit und den Standort Tirol zu sichern. Vor allem in puncto Kosten müsse sich was tun: "Die duale Ausbildung muss finanziell unterstützt werden - und zwar vom Lehrling bis zum Meister. Dafür soll u. a. die Lehrlingsentschädigung während der Berufsschulzeit vom Staat bezahlt werden, gleichzeitig soll die Ausbildung zum Meister mit einer Art Stipendium gefördert werden." Ein Herzensanliegen ist dem Obmann auch die Gleichstellung des "Meisters" mit der akademischen Ausbildung.

Abseits der Bildung spricht sich Steixner auf Grund der hohen Abgabenquote für eine Steuersenkung und die Abschaffung der kalten Progression aus. Zudem müssen Investitionen mit steuerlichen Anreizen wieder angekurbelt werden. Walter Bornett betont in diesem Zusammenhang, dass vom bisherigen Fördersystem vor allem große Betriebe profitiert hätten. Er schlägt eine Differenzierung nach Betriebsgröße vor. "In Österreich sind 85 Prozent der Unternehmen Kleinstbetriebe mit weniger als 10 Beschäftigten. Die derzeitige Investitionsförderung geht an deren Bedürfnissen vorbei, weil die Volumen nicht vorhanden sind und die Antragsstellung alles andere als einfach ist. Man sieht das auch daran, dass kleine Betriebe derzeit weniger Aufschwung verspüren als große." Hingegen könne etwa mit dem administrativ einfachen Handwerkerbonus den kleinen Betrieben sofort geholfen werden. Nachsatz Steixner dazu: "Anstatt ihn auslaufen zu lassen, müsste man ihn sofort verlängern und verdoppeln!"

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