Routineübung

Pyrotechniker sorgten für viel Feuer im Tunnel

Salzburg
08.10.2017 20:11

Routinemäßig findet in jedem Autobahntunnel Österreichs alle vier Jahre eine Großübung statt - im Lungau dank Tauern und Katschberg alle zwei Jahre. Am Wochenende war’s wieder soweit: 220 Einsatzkräfte probten in der Katschbergröhre den Ernstfall. Diesmal mit Digifunk, Großfeuer und völligem Strom-"Blackout".

Für Dagmar Jäger war es ein Heimspiel: Selbst stammt sie aus St. Michael, bei der Asfinag ist sie im Tunnelmanagement tätig, sprich für die Sicherheit in den heimischen Straßentunnels. Alle vier Jahre muss laut Gesetz eine Übung im Autobahntunnel stattfinden. Im Lungau wechseln sich Tauern und Katschberg im Zwei-Jahres-Rhythmus ab.

Auch am Samstag war Jäger mit dabei. Zum dritten Mal nach dem Vollausbau fand in der Katschbergröhre die Routine-Übung statt, diesmal Fahrtrichtung Villach. "Wir hielten das Übungsszenario geheim. Die Einsatzkräfte waren wie im Real-Einsatz mit einer vorerst unklaren Lage konfrontiert", schilderte Jäger.

Und es war ein durchaus schwieriges Szenario: Punkt 17 Uhr schrillte der Alarm. Zehn Fahrzeuge, so die Annahme, waren in einen Unfall verwickelt. Ein Gefahrengut-Transporter fing mitten im Tunnel Feuer - simuliert von Pyrotechnik-Spezialisten -, dazu gab es einen kompletten Stromausfall. Nebst dichtem Rauch sorgte also Dunkelheit für widrigste Sichtverhältnisse.

15 Statisten spielten dabei die "Opfer", die es aus den Fahrzeugen zu bergen galt. 220 Einsatzkräfte aus Salzburg und Kärnten stellten sich der Herausforderung.

"Vor Ort zeigte sich eine sehr starke Rauchentwicklung, so dass vorerst nur bis zur Rauchgrenze vorgefahren werden konnte", schildert Josef Heiss, Ortsfeuerwehrkommandant von Rennweg. Bei einer Sichtweite von unter einem Meter mussten sich die Feuerwehrleute zunächst an der Tunnelwand zum Brandort vortasten. bevor die Einsatzfahrzeuge folgen konnten.

Sofort wurden die "Verletzten" geborgen und mittels Fluchthauben über die Querschläge in die zweite Tunnelröhre verfrachtet und dort dem Roten Kreuz übergeben. Zum Einsatz kam dabei nicht nur der neue Digi-Funk, sondern auch eine in der Schweiz entwickelte Tunneleinsatz-Taktik.

Nach vier Stunden war die Übung perfekt absolviert und der Katschbergtunnel konnte wieder für den Verkehr frei gegeben werden.

DATEN & FAKTEN

Im Dezember 1974 wurde der Katschbergtunnel eröffnet. Schon damals zweiröhrig vorgesehen, wurden die Planungen an der zweiten Röhre wegen der Kosten und des geringen Verkehrsaufkommens 1988 gestoppt. Erst 2004 begannen die Arbeiten an der zweiten Röhre, 2008 war feierliche Eröffnung. Ausbau und Sanierung kosteten 112 Millionen Euro.

Alle vier Jahre ist gemäß Straßentunnelsicherheitsgesetz eine Großübung in der für die Portalfeuerwehr zuständige Tunnelröhre durchzuführen. Es war also die 3. Übung nach dem Vollausbau.

INTERVIEW

Dagmar Jäger vom Asfinag-Tunnelmanagement über die routinemäßige Übung, die wegen Tauern und Katschberg den Lungau doppelt betrifft.

Frau Jäger, wie oft müssen solche Tunnelübungen durchgeführt werden?

Der Routinezyklus ist vier Jahre. Für die Lungauer Einsatzkräfte heißt das aber alle zwei Jahre, Tauern und Katschberg wechseln sich ja ab.

Was war dieses Mal das besondere Szenario?

Wir haben dieses Mal versucht, die Übungsannahme geheim zu halten. Niemand hat gewusst was auf ihn zukommt so dass wirklich fast reale Bedingungen waren.

Was waren die wichtigen Übungs-Details?

Größtes Thema war sicher die Kombination von Digital-Funk und Analogfunk, sprich die Kommunikation unter den Einsatzkräften. Der Lungau hat ja schon den Digi-Funk. In der Asfinag-Zentrale laufen beide Systeme. Außerdem simulierten wir einen Stromausfall mit Brand, also widrigste Sichtbedingungen.

Das Fazit?

Alle Beteiligten haben das gut gemeistert. Natürlich haben wir Erkenntnisse gesammelt, was wir verbessern können.

Philipp Santner, Katastrophenreferent im Lungau, über die Qualitäten des modernen Digi-Funks und die Ziele der Tunnel-Großübung.

Herr Santner, wie lautet ihr Fazit der Übung?

Alles hat sehr gut funktioniert, die Übungsziele wurden erreicht. Mitte Oktober gibt es dann noch eine Besprechung, wo alle Erfahrungen diskutiert werden. Es war eine sehr schwierige Übung, mit Stromausfall und viel Pyrotechnik. Spezialisten haben uns das Brandszenario extrem realitätsnah simuliert.

Ein Kernpunkt war der neue Digital-Funk?

Ja, nach der Stadt Salzburg 2008 haben wir im Lungau als zweiter Bezirk das neue BOS-System. Die Sprechqualität ist deutlich besser, die Verständigung klappte einwandfrei. Vor allem im Tunnel ist das wichtig wegen der Geräuschkulisse, die durch Aggregate und Gerätschaften herrscht.

Die Kärntner Kollegen haben aber noch gar keinen Digital-Funk?

Wir haben mit unseren Geräten ausgeholfen, also unter zukünftigen Voraussetzungen geübt. Irgendwann werden ja alle Einsatzkräfte den Digital-Funk bekommen.

Max Grill, Kronen Zeitung

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