"Gleich und gleich"

Studenten passen ihren Freundeskreis den Noten an

Leben
02.10.2017 16:30

Studenten und Schüler umgeben sich offenbar gerne und gezielt mit Kollegen, die ähnliche Leistungen erbringen. Das zeigt eine Studie von Forschern aus Russland und Österreich.

Für den alten Stehsatz "Gleich und gleich gesellt sich gern" gibt es einen wissenschaftlichen Fachausdruck: Homophilie. Darunter wird die Tendenz innerhalb der Gesellschaft verstanden, dass sich bevorzugt Gruppen bilden, die beispielsweise hinsichtlich ihres Status, ihrer Herkunft oder ihres Bildungsgrades ähnlich sind. Welche grundlegenden Mechanismen hinter diesem allzu bekannten Phänomen liegen, ist nicht vollständig geklärt.

Gleich und gleich gesellt sich gern?
In vielen Fällen sei etwa unklar, ob Homophilie die Folge eines Sozialisierungsprozesses ist, durch den sich Personen in Bezug auf ein Merkmal an das in der Gruppe vorherrschende Level anpassen, oder ob Personen eher ihr Umfeld dahin gehend anpassen, wer sozusagen besser zu ihnen passt (Selektionsprozess), schrieben Ivan Smirnov von der Higher School of Economics (HSE) Moskau und der Komplexitätsforscher Stefan Thurner vom Complexity Science Hub Vienna und der Medizinischen Universität Wien in der Arbeit. Dieser Frage gingen die Wissenschafter mit einem speziellen Datensatz nach.

Sie verfolgten die Veränderungen in den Online-Netzwerken von 655 Schülern eines Moskauer Gymnasiums und 5925 Studenten der HSE auf der mit Facebook vergleichbaren, hauptsächlich in Russland, der Ukraine und Weißrussland genützten Plattform "VKontakte" über 42 Monate hinweg. Die Leistung der Schüler konnten die Forscher über fünf Trimester hinweg verfolgen, jene der Studenten über ein von der HSE seit dem Studienjahr 2014/15 veröffentlichtes Noten-Ranking, wird im Fachblatt "Plos One" berichtet.

Selektionsprozesse
Dabei zeigte sich, dass die Schüler und Studenten ihre Netzwerke entsprechend ihrer Leistung anpassen und sich Mitglieder mit möglichst ähnlichem Leistungsniveau suchen. Es handle sich also um einen Selektionsprozess. Umgekehrt fanden Thurner und Smirnov keinen Hinweis darauf, dass eine Online-Umgebung mit erfolgreicheren Kollegen schwächere Schüler oder Studenten dazu motiviert, sich zu verbessern.

Eigentlich würde man davon ausgehen, dass der Studienerfolg in einer digitalen Umgebung, in der sich prinzipiell jeder mit jedem befreunden kann, nicht so sehr ins Gewicht falle. Tatsächlich sei die Schul- oder Studienleistung hier aber ein wichtiger Faktor, "im Zeitverlauf werden die sozialen Kreise sogar immer homogener", so Smirnov.

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(Bild: kmm)



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