"Akte Roland Kern"

Todesursache unklar: Dennoch jetzt Mordanklage

Salzburg
01.09.2017 14:56

Es ist ein wahres Kriminal-Rätsel: Im Mai wurde in Haigermoos (OÖ) die verweste Leiche des Salzburgers Roland Krenn gefunden, in einem Futtertrog verscharrt, in Bausackerl eingewickelt. Die Todesursache ist trotz einer Vielzahl an Gutachten unklar, die Justiz erhebt dennoch gegen zwei verdächtige Männer Mordanklage!

Die Hintergründe sind weiterhin rätselhaft, die Beweise reichen der Salzburger Staatsanwaltschaft aber aus: Im Fall um den vermögenden Oldtimer-Fan, Teddy- und Hundeliebhaber Roland Krenn (63) wird die Justiz Mordanklage erheben. "Diese ist in Reichweite", bekräftigt Erste Staatsanwältin Barbara Fischer am Donnerstag der "Krone".

Sie wird sich gegen jene beiden Männer richten, die seit Mai in Untersuchungshaft sitzen: Richard H. (24), ein Musiker aus Obertrum und Weggefährte Krenns, der die Ermittler schließlich zum Fundort der Leiche gelotst hatte. Und Robert S. (29), Gastwirt aus Haigermoos nahe Ostermiething, auf dessen Grundstück letztlich die Leiche auch wirklich gefunden wurde.

77 Kurznachrichten binnen eineinhalb Stunden
Aber es wird eine Indizien-Anklage, die auf den Ermittlungsergebnissen der Salzburger Kriminalisten des "Leib & Leben"-Referats beruht. Sie stützt sich also auf Erkenntnisse wie Standortdaten aus den Handys, also Rückschlüsse aus der Rufdatenerfassung - aus dem Mobiltelefon von Roland Krenn selbst aber auch aus jenen der beiden Tatverdächtigen. "Der dringende Tatverdacht ergibt sich für uns eben aus diesen Daten sowie der Bewegungsprofile in Zusammenschau mit den Angaben verschiedener Zeugen und den teils belastenden Angaben der Beschuldigten", erklärt Fischer.

Konkret schrieben sich die beiden Verdächtigen in der mutmaßlichen Todesnacht von Roland Krenn stolze 77 Kurznachrichten binnen eineinhalb Stunden, exakt zwischen 3.45 und 5.23 Uhr früh! Dazu fanden sich am Laptop von H. Internet-Suchanfragen nach Ethylether, einem Narkotikum, und Robert S. soll er um K.o.-Tropfen gefragt haben.

Beweise reichen aber dem Staatsanwalt aus
Nur eine Erkenntnis fehlt der Anklagebehörde: Die Todesursache! Selbst ein Ergänzungsgutachten von Gerichtsmediziner Fabio Monticelli konnte nicht eindeutig klären, woran Roland Krenn wirklich gestorben ist. "Die Befunderhebung war auf Grund der fortgeschrittenen Leichenfäulnis mit einsetzender Mumifizierung höchstgradig erschwert und in weiteren Teilen unmöglich", sagt Fischer. So waren in dem stark verwesten Leichnam - der in dem Sautrog unter meterhohem Unrat in Isolierfolie, Vlies, Spannleintücher und Plastikzeltplane so eingewickelt war, dass nicht einmal die Leichenspürhunde der Polizei anschlugen - keinerlei Körperflüssigkeiten.

Anhand der Beinmuskulatur wurde festgestellt: Krenn war weder betrunken, stand noch unter dem Einfluss von Drogen oder anderen Substanzen. Eine Untersuchung in München zeigte außerdem: Krenn hatte keine Verletzung des Kehlkopfes. Fischer: "Wir gehen daher davon aus, dass das Opfer erstickt wurde. Mit einem Stoffbeutel, der Krenn über den Kopf gestülpt wurde." Den Beutel hatte er für seine Teddybären gehabt. "Wir gehen daher weiter davon aus, dass der Tatort das Wohnhaus des Opfers ist."

"Eine Vermutung, nicht durch Befunde am Leichnam substanziiert", kontert Franz Essl, Verteidiger von Roland H. "Die Todesursache ist ungeklärt, die Annahme eines Tötungsdeliktes spekulativ. Die Ermittlungen stehen am Anfang."

Max Grill, Kronen Zeitung

MORDFALL ROLAND KRENN: SO KAMEN DIE ERMITTLUNGEN INS ROLLEN

  • 29. August 2016: Ein Bekannter des vermögenden Roland Krenn (63) erstattet bei der Polizeiinspektion Alpenstraße eine Vermisstenanzeige. Eine Fahndung folgt.
  • 17. September 2016: Ermittlungen laufen an: Abfragen bei den Flughäfen in München, Salzburg und Wien bringen bisher keine Informationen. In der Villa von Krenn wird dessen Reisepass gefunden. Das Bundeskriminalamt veranlasst eine Aufenthaltsermittlung über Interpol.
  • 13. Oktober 2016: Eine Durchsuchung der Villa - inklusive Leichenspürhunden - sowie von Garten und Teichufer liefert keine Ergebnisse. Der Teich wird sogar entleert.
  • 21. November 2016: Das Auto von Krenn wird auf seinem Grundstück im Bezirk Oberwart (Bgld.) gefunden. Das LKA Salzburg nimmt weitere Ermittlungen auf.
  • 6. Dezember 2016: Polizeischüler durchkämmen das Anwesen im Burgenland. Eine weltweite Fahndung erfolgt.
  • 26. April 2017: Kriminalisten werten Ruf- und Standortdaten von Krenns Handy aus und stoßen so auf seine Weggefährten Richard H. (24) und Robert S. (29).
  • 28. April 2017: Richard H. wird verhaftet. Er verrät im Verhör den Ort der Leiche.
  • 12. Mai 2017: Diese wird in einem Futtertrog neben dem Wirtshaus von S. in Haigermoos (OÖ) gefunden. S. wird verhaftet, sitzt mit H. seither in Untersuchungshaft.
  • 15. Mai 2017: Die Obduktion sowie weitere Gutachten bringen keine Aufschlüsse über die Todesursache.

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