Die Wikinger versorgten Mitteleuropa schon vor 1200 Jahren mit getrocknetem Kabeljau von den norwegischen Lofoten - und nicht erst im 13. Jahrhundert, wie die Forschung bislang annahm.
Die unter Leitung der Universität Oslo entstandene Studie eines Forscherteams - unter Beteiligung des Kieler Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung - wurde in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften veröffentlicht.
Raues Klima half beim Konservieren
So habe zwar Salz als Konservierungsmittel um 800 n. Chr. noch nicht in großen Mengen zur Verfügung gestanden, doch war das norwegische Klima geeignet, um Fische an der Luft gefrierzutrocknen. Bisher sei die Forschung davon ausgegangen, dass der Stockfisch-Handel erst zu Zeiten der Hanse in Schwung gekommen sei, worüber es auch Aufzeichnungen gäbe. Umstritten war bisher aber, wie alt der Fischhandel zwischen Norwegen und Norddeutschland tatsächlich war. Die Wikinger haben darüber nicht Buch geführt.
Erbgut in Fischknochen überraschte Forscher
Die Wissenschafter nutzten archäologische Proben - darunter fünf Funde von Fischknochen aus der ehemaligen Wikingerstätte Haithabu - und untersuchten diese mit genetischen Analyseverfahren. Das rekonstruierte Erbgut der in Haithabu und anderen mittelalterlichen Siedlungsplätzen gefundenen Fische verglichen sie anschließend mit dem von Fischen aus heutigen Beständen in der östlichen Ostsee, im Öresund, in der Nordsee, vor den Lofoten und in der nordöstlichen Arktis. Das Ergebnis: Der Fisch, der etwa in Haithabu gegessen und gehandelt worden sei, stamme zumindest teilweise von den 1500 Kilometer entfernten Lofoten und nicht aus den benachbarten Beständen in Nord- und Ostsee, so der Biologe Jan Dierking.
Handel verband weit entfernte Fischgründe in Europa
Bei den Proben aus Haithabu handelte es sich um Kabeljaureste aus der nordöstlichen Arktis. Die Tiere ziehen jedes Jahr im Winter zum Laichen vor die Lofoten und sind bis heute Grundlage der dortigen Fischerei. Das ist viel zu weit von Norddeutschland entfernt, um frischen Fisch mit Wikingerbooten dahin zu transportieren. "Trockenfisch dagegen hält sich Monate", sagte Dierking. Die Forscher sind sicher, dass es sich bei den Fischresten nicht um Proviant einer Wikingerreise aus dem Norden nach Haithabu handelt. Dierking: "Die Funde stammen aus unterschiedlichen Schichten und Zeiten. Diese fünf Knochen decken eine Spanne von 250 Jahren ab." Vier der fünf Funde gingen auf die Lofoten zurück. "Das zeigt, dass die Wikinger den Handel ins Rollen gebracht haben, der dann weit entfernte Fischgründe mit Europa verbunden hat."
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