Auf Borneo

“Vier Pfoten” retten verwaistes Orang-Utan-Baby

Tierecke
21.07.2017 07:54

Viele Orang-Utan-Babys auf Borneo erleiden dasselbe schlimme Schicksal: Ihre Mütter werden von Menschen grausam getötet, sie selber werden gefangen genommen und schwer traumatisiert als Haustier verkauft. Doch ein verwaistes Orang-Utan-Baby hat Glück im Unglück.

Mitarbeiter der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" und der indonesischen Partnerorganisation Jejak Pulang haben vergangenes Wochenende ein von den indonesischen Behörden beschlagnahmtes verwaistes Orang-Utan-Baby in ihre Obhut genommen und in die neue "Vier Pfoten"-Orang-Utan-Waldschule, die gerade in Ostkalimantan auf Borneo gebaut wird, gebracht.

Baby neben seiner toten Mutter gefunden
Der acht Monate alte Orang-Utan-Junge lebte bis zu seiner Beschlagnahme als Kind-Ersatz bei einer Familie in einem Dorf in der Nähe von Sepuluh (Ostkalimantan). Laut den Angaben der Familie war er neben seiner toten Mutter in einer Palmölplantage aufgefunden worden. Er ist das erste Waisen-Baby, das in die Orang-Utan-Waldschule einziehen darf. Der Kleine wurde von einer  "Vier Pfoten"-Tierärztin gründlich untersucht und wird nun von einem Team von Tierpflegerinnen liebevoll versorgt und aufgepäppelt.

Kleiner Affe umarmt sich aus Unsicherheit selbst
Projektleiterin und Primatologin Dr. Signe Preuschoft: "Er ist noch etwas schüchtern, aber körperlich in gutem Zustand. Er ist bereits an Menschen gewöhnt. Doch die seelischen Verwundungen, die er in seinem kurzen Leben schon erleiden musste, drückt er deutlich aus: Solange man ihn im Arm hält, ist er durchaus bereit, Neues zu erkunden. Sobald er keinen Köperkontakt mehr spürt, umarmt er entweder sich selbst oder das Stofftier, das wir ihm gegeben haben. Daran sieht man, dass er bereits als kleines Baby einen Weg finden musste, sich über Wasser zu halten, weil seine Mutter schon tot ist. Wir müssen jetzt beginnen, ihn wieder an ein Waldumfeld zu gewöhnen und vor allem auch, seine Muskeln zu trainieren. Er kann sich nicht selbständig festhalten, denn seine Menschenmutter hat ihn wie ein menschliches Baby immer gestützt und getragen."

Im April 2016 unterzeichnete Jejak Pulang mit dem indonesischen Ministerium für Forstwirtschaft  ein Kooperationsabkommen, um ein neues von den "Vier Pfoten" finanziertes Orang-Utan-Rehabilitations- und Auswilderungsprojekt ins Leben zu rufen. Derzeit werden bereits drei ältere Orang-Utan-Waisenkinder in der Quarantänestation versorgt. Das Projekt wird von "Vier Pfoten" und Jejak Pulang gemeinsam geführt. Es umfasst die Rettung illegal gefangener Orang-Utans und die Rehabilitierung von Orang-Utan-Waisen mit dem Ziel einer Wiederauswilderung in einem sicheren Waldgebiet in Ostkalimantan.

Orang-Utan wird eines Tages ausgewildert
Obwohl die neue Waldschule erst im Herbst offiziell eröffnet wird, darf das kleine Orang-Utan-Baby jetzt schon in die Quarantänestation einziehen - ermöglicht wurde das durch die gute Zusammenarbeit mit den indonesischen Behörden. Dr. Signe Preuschoft: "Während einer Quarantäne von vier Wochen wird unser Orang-Utan-Baby zunächst mit seinen Ersatzmüttern in unserem Baby-Haus wohnen. Hier wird es Tag und Nacht betreut. Anschließend werden wir es mit den drei älteren Waisenkindern bekannt machen. Dann kann der Säugling - immer zusammen mit einer Ersatzmutter - auch schon stundenweise die Waldschule besuchen. Dort wird er alles lernen, was er braucht, um später selbständig in Freiheit zu leben. Wenn er in die Pubertät kommt, wird er zusammen mit seinen Pflegern in die Waldakademie umziehen, bevor er dann endgültig in die Wildnis entlassen wird."

Nur noch 50.000 Tiere auf Borneo
Nur noch etwa 50.000 Orang-Utans leben auf Borneo. Der drastisch voranschreitenden Regenwaldzerstörung fallen jährlich zwei- bis dreitausend der rothaarigen Menschenaffen zum Opfer. Ihr Lebensraum muss mehr und mehr wirtschaftlicher Nutzfläche für Plantagen und Kohletagbau weichen. So kommt es immer öfter zu Konflikten zwischen Mensch und Orang-Utan. Gerät ein Orang-Utan bei der Futtersuche auf eine Plantage, wird er oft getötet. Handelt es sich dabei um eine Orang-Utan-Mutter mit Baby, wird die Mutter getötet, ihr Baby wird als Haustier verkauft.

Waldzerstörung als großes Problem
Mittlerweile ist die Waldzerstörung auf Borneo so weit vorangeschritten, dass die Internationale Union zur Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen (IUCN) Anfang 2016 den Borneo Orang-Utan offiziell als kritisch gefährdet klassifizierte. Aktuelle Studien belegen, dass die Borneo Orang-Utan Population bereits um 80 Prozent zurückgegangen ist, und dass der Orang-Utan in weniger als drei Orang-Utan-Generationen praktisch ausgerottet sein wird.

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