Von Hitze bis Zecken

Vermeidbare Risiken beim Sommerwandern

Nachrichten
12.07.2017 10:20

Sommerzeit ist für viele Menschen auch Wanderzeit. Doch gerade, wenn die Sonne richtig schön und warm scheint, machen Wanderer oft ziemlich üble aber vermeidbare Fehler.

Samstagmittag irgendwo in der Steiermark. Der Himmel wolkenlos, die Fernsicht atemberaubend. Puh, für die paar Kilometer bis zum See kann man doch auch ruhig den gestählten Wanderer-Oberkörper freimachen und dann mit einem Hechtsprung ins kühle Nass wieder runterkühlen. Oder etwa nicht? Nein, bloß nicht. Denn gerade, wenn es heiß ist, sollte man beim Wandern so einiges beachten.

1. Kurze Hosen, lange Probleme
Wenn die Sonne heiß brennt, greifen viele Wanderer zum Knie. Da hat die Ausrüstungsindustrie der Hose ja clevererweise einen Rundumreißverschluss spendiert, der es ermöglicht, die Waden freizulegen und sich etwas Abkühlung zu verschaffen. Grundsätzlich keine schlechte Idee, aber man sollte zuvor einen Blick auf die Landkarte werfen.

Denn ganz Österreich ist FSME-Risiko-Gebiet, und besonders im nord- und südöstlichen Landesteil handelt man sich mit den blanken Waden schneller eine Zecke ein, als den meisten lieb sein dürfte. Besser nimmt man sich ein Beispiel beim Bundesheer: Dort sind lange Hosen und Stiefel Standard, sodass Zecken kein Schlupfloch finden. Und hat man einen Bergbach gefunden, entledigt man sich rasch der Schuhe und hält die Füße hinein. Das kühlt besser als jeder "Fahrtwind" beim Laufen.

2. Sonne auf dem Bauch
Wenn das Thermometer die 30-Grad-Marke geknackt hat, ist man auf dem Wanderpfad für jedes Lüftchen dankbar. Niemals aber sollte man dazu Tank-Tops tragen oder gar den Oberkörper ganz freilegen. Und zwar aus mehreren Gründen:

  • Pro 1000 Höhenmeter steigt die UV-Einstrahlung um 20 Prozent - das gilt im Sommer und im Winter gleichermaßen.
  • Selbst mit Sonnenschutz bekommt man bei unbedeckter Haut schon nach kurzer Zeit Rötungen bis hin zum schweren Sonnenbrand - auf Bergen oft unbemerkt, da dauernd ein Lüftchen weht.

Man muss bei hohen Temperaturen zwar nicht das volle dreigliedrige System des Zwiebelprinzips am Körper tragen, aber ein langärmeliges Funktionsshirt kühlt besser als der nackte Oberkörper: Das Shirt transportiert den Schweiß von der Haut weg und lässt ihn verdunsten, das kühlt den Körper durch Verdampfungskälte. Außerdem schützt so ein Shirt zuverlässig gegen UV-Strahlen.

3. Hechtsprung ins Krankenhaus
Eingangs war vom Bergsee zu lesen, in den so mancher Wanderer in der Pause gern springt. Bloß nicht, hier gilt absolute Lebensgefahr. Wandern in der Sonne sorgt dafür, dass sich der Körper aufheizt. Springt man nun in das kalte Gebirgswasser, ziehen sich die Blutgefäße mit einem Ruck zusammen. Die Folge: Der Blutdruck schießt in kürzester Zeit in die Höhe und kann so selbst bei kerngesunden Menschen schnell zu gefährlichen bis lebensbedrohlichen Situationen führen.

Allerdings bedeutet das kein generelles Schwimmverbot, nur eben mit aller gebotenen Ruhe. Wer nach einer mehrstündigen Etappe an Bach oder See ankommt, sollte sich erst einmal hinsetzen, etwas trinken, ein bisschen verschnaufen. Dann kann man sich der Kleidung entledigen, die Füße ins Wasser hängen und mit den Händen Wasser über den Körper spritzen. Erst dann an einer flachen Stelle Schritt für Schritt hineingehen und auf Körpersignale wie Schwindel, Puls-Pochen in den Ohren achten.

4. Ich habe keinen Durst
Schaut man sich bei Notfallsanitätern in den typischen Wanderregionen Österreichs um, so könnte man glauben, dass sich manche Wanderer absprechen: In Schönwetterphasen rücken die Retter nämlich in erschreckender Regelmäßigkeit aus, um Menschen zu helfen, die schlichtweg dehydriert sind.

Dabei gelten beim Wandern und Trinken einige simple Grundregeln:

  • Nur Wasser, Tee oder Fruchtsaftschorle mitnehmen
  • Jede halbe Stunde einen Viertelliter (250ml) trinken, auch wenn man keinen Durst hat
  • Pro Person und Wanderstunde einen Liter Flüssigkeit am Mann mitführen
  • Bei jeder Möglichkeit die Flaschen bis zum Rand auffüllen

Besonders beim Bergwandern sollten vier Liter Flüssigkeit das absolute Minimum dessen sein, was man mitführt. Dabei muss man nochmals unterstreichen: Wenn man Durst verspürt, ist es eigentlich schon zu spät, denn dann zeigt der Körper, dass sein Wasserhaushalt schon bedenklich gesunken ist.

Dabei bitte auch auf eine ausreichende Kohlenhydratzufuhr achten. Durch das Schwitzen schwemmt der Körper seine Energie buchstäblich aus den Poren. Übrigens: Bei der Brotzeit darf man die Kohlenhydrate auch durch ein alkoholfreies Weißbier auffüllen. In einem Glas davon steckt nämlich eine Menge Energie.

5. Trekking - in Sandalen??
Einmal mehr muss die falsche Kleiderwahl von Schönwetter-Wanderern in den Fokus gerückt werden. Trekkingsandalen gibt es mittlerweile auch von renommierten Wanderschuh-Herstellern. Auf festem Untergrund mögen die Sandalen auch ihre Berechtigung haben.

Doch sobald man in der Natur wandert, also über Stock und Stein oder am Berg, dann haben Sandalen - selbst wenn sie die Bezeichnung "Trekking" tragen - schlicht und ergreifend nichts an den Füßen verloren.

  • Man hat andauernd störende Steine und andere Fremdkörper zwischen Sohle und Schuh
  • Der Fuß kann er in der Sandale herumrutschen und es können sich blitzschnell schmerzhafte Blasen bilden
  • Keine Möglichkeit, die Weite der Sandale durch Schuhriemen stufenlos zu regulieren
  • Die fehlende Kappe an der Spitze erleichtert ein Hängenbleiben und kann somit für Stürze sorgen
  • Die Knöchel werden nicht gestützt, das begünstigt Umknicken

Um es klar auszudrücken: Trekkingsandalen sind auf Asphalt und ähnlichen Wegen absolut okay, beim ernsthaften Wandern haben sie jedoch mehr Nachteile als Vorteile. Und wer jemals auf dem Fußrücken einen Sonnenbrand hatte oder dank der offenen Sandalenspitze an einer Wurzel hängenblieb und schmerzhaft auf allen Vieren landete, lernte diese Regel auf die harte Tour.

6. Stock und Hut, immer gut
Im Herbst und Winter käme man nicht auf die Idee, ohne Kappe, Mütze oder Hut auf Wanderschaft zu gehen. Warum dann im Sommer? Denn selbst bei dichtem Haar besteht durch die andauernde Sonneneinstrahlung permanent das große Risiko eines Sonnenstiches. Der Grund liegt darin, dass die Sonnenhitze die Hirnhäute reizt.

Das äußert sich dann in:

  • einem steifem Nacken
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel und Übelkeit (bis hin zu Erbrechen)

Die Folgen können in schweren Fällen bis zur Bewusstlosigkeit gehen. Und das Tückische: Oft treten sie auch erst am Ende des Tages auf, wenn die Wanderung schon wieder beendet ist.

Die Lösung ist einfach: Einen Hut tragen. Und zwar einen, der sowohl dünn genug ist, dass sich darunter keine Hitze staut, als auch vor UV-Strahlung schützt und zuletzt auch die Sonne vom Nacken abhält. Unterm Strich kommen dann nur Modelle wie der baumwollene "Boonie-Hat", Cowboyhut oder Tropenmützen mit Nackenschild in Frage. Die sind vielleicht rein optisch nicht die schönsten Modelle, aber wer beim Wandern gesund bleiben möchte, sollte auf solche Nebensächlichkeiten keine Rücksicht nehmen.

Fazit
Beim Sommerwandern lässt sich das, was man beachten sollte, an einer Hand abzählen: Trinken, Sonnenschutz, festes Schuhwerk. Und bei diesen Faktoren sollte man auch keine Kompromisse eingehen. Das Risiko ist groß, die Abhilfe hingegen einfach. Und wenn es gar nicht anders geht, sollte man auch in der Lage sein, einfach den Berg Berg sein zu lassen und dann zurückzukommen, wenn das Wetter kühler ist.

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