Zum Höchstgericht

380-kV-Gegner fahren mit Postbus nach Wien

Salzburg
26.06.2017 08:54

Alle Hoffnungen, die zerstörerische 380-kV-Freileitung durch Salzburg doch noch zu verhindern, ruhen nun auf dem Bundesverwaltungsgericht in Wien. Ab 17. Juli überprüft ein Dreier-Richter-Senat die Bewilligung erster Instanz durch das Land Salzburg. Viele Projekt-Gegner reisen dazu an, aus Adnet kommt ein Postbus.

Adnets Vizebürgermeister Günther Kurz (ÖVP) wird dabei sein, wenn der 60-sitzige Postbus am 17. Juli um 4.30 Uhr früh vom Pfarrhofparkplatz nach Wien startet. Sein Ziel: Der Wiener Marx-Palast in der Jacobigasse im dritten Wiener Gemeindebezirk, wo der Bundesverwaltungsgerichtshof fünf bis acht Tage lang die Freileitungs-Bewilligung erster Instanz durch das Land Salzburg unter die Lupe nimmt.

Adnets Bügermeister Wolfgang Auer hatte die Idee zum Shuttle, er hält es für besonders wichtig, dass möglichst viele betroffene Salzburger zur Berufungsverhandlung anreisen: "Leider beschäftigt uns der Neubau der Leitung und der damit unwiederbringliche Verlust von Wald und Natur seit vielen Jahren. Keiner von uns will diese Ungetüme von Masten in seinem Garten, einem Feld oder vor seinem Haus haben. In vielen Ländern Europas gehören Erdkabel längst zum Stand der Technik und werden dort Tag für Tag verlegt. Darum wundert es mich, dass wir in unserem für fortschrittliche Technik und Innovation bekannten Österreich noch auf völlig veraltete Freileitungen setzen."

Denn die Verbund-Tochter Austrian Power Grid (APG) hat sich festgelegt: Für sie kommt auf 111 Kilometern Länge zwischen Kaprun und der Landeshauptstadt nur eine Freileitung in Frage - und nur eine solche wurde zur Genehmigung eingereicht.

Ein Erdkabel? "Niemals", sagt der Verbund: Das sei zu teuer, unzuverlässig, nicht Stand der Technik und absolut kein Thema.

Eine ganz andere Meinung vertritt man im benachbarten Bayern, wo Wirtschaftsministerin Ilse Aigner heuer im Februar feststellte: "Ich bin froh, dass wir jetzt alles unterirdisch bauen, das hat zu einer deutlichen Verbesserung der Akzeptanz geführt."

Eine bis zu 800 Meter breite Schneise durch Flur und Wälder, 800 Hektar Wald, der für die Freileitung fallen soll - das soll umweltverträglich sein? "Ja", befand die Salzburger Landesregierung inklusive ihrer Grünen. Doch das Bundesverwaltungsgericht wird sich auch genau ansehen, wie groß der volkswirtschaftliche Schaden durch eine Freileitung ist. Dr. Wolfgang List, Anwalt der Adneter Interessengemeinschaft Erdkabel, ist jedenfalls überzeugt, dass die Freileitungsgegner gute Karten haben: "Alle Bereiche werden ja komplett neu verhandelt und das Höchstgericht nimmt sich dafür viel Zeit."

Wolfgang Weber, Kronen Zeitung

JEDERMANN IN SALZBURG

… kennt den Werbe-Spruch der Post, der Verlässlichkeit verspricht. Was jene knurren lässt, die Einladungen zu einem Fest zwei Wochen nach demselben erhalten. Aber bei dem frühmorgendlichen Transport der Strommasten-Gegner kann man sich darauf verlassen, dass die Botschaft ungeschminkt an die Empfänger kommt.

Die Post bringt allen was

Jedermann hat erst kürzlich gesehen, welch absurd-pittoreskes Bild die Kilovolt-Giganten mit ihren dicken Leitungen dort erzeugen, wo sie schon stehen: im Oberpinzgau. Sowas mag vielleicht in die Kysylkum-Wüste Usbekistans passen, aber nicht in die paradiesische Salzburger Naturlandschaft.

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